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Archiv-Artikel

papierschnipsel

Carlos Alberto Parreira weiß, was sich gehört – und er kann diese Höflichkeit sogar in Worte fassen. Der Trainer der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft sagt dann Sätze wie: „Mein Favorit auf den WM-Titel ist Deutschland“ – und spätestens bei diesem Satz wird deutlich: So ganz ernst meint es der nette Herr Parreira nicht, eher trachtet er danach, sich im Land der angeblichen Favoriten und WM-Gastgeber ein wenig einzuschmeicheln.

Nun ja, die WM findet ja erst nächstes Jahr statt, aber wer dort Favorit ist, muss es natürlich auch am heutigen Samstag sein, wenn die deutsche Favoritenmannschaft um 18 Uhr in Nürnberg auf die Brasilianer trifft. Entsprechend sagt Parreira: „Wenn jemand Vorteile hat, dann ist es die deutsche Mannschaft. Sie spielt vor eigenem Publikum und hatte einen Tag mehr Pause.“

Da man es in Herrn Parreiras Heimat allerdings gar nicht so gerne hört, wenn er den Gegner immer so groß und die eigene Elf so klein macht, sagt Parreira noch, was man ohnehin längst weiß: dass Brasilien „natürlich über die besseren Einzelspieler verfügt“. Und daran könne auch der Umstand nichts ändern, dass die Brasilianer mit all ihren besseren Einzelspielern in der Vorrunde des Confed-Cups gegen Mexiko verloren und gegen Japan nur remis gespielt haben. Macht nichts, findet jedenfalls der Trainer, weil er viel experimentiert und getestet habe, nun aber sei rum mit lustig. „Für uns fängt das Turnier jetzt neu an“, sagt Parreira. Beim Neuanfang dabei wird aller Voraussicht nach das Sturmduo Robinho/Adriano sein, als Wackelkandidat gilt hingegen Kaká. Ist aber eh egal, weil, so Parreira: „Die Spieler haben Lust, ins Endspiel zu kommen.“

Das findet nächsten Mittwoch statt – und Gegner dabei könnten die Argentinier sein, die am morgigen Sonntag in ihrem Halbfinale (18 Uhr in Hannover) auf Mexiko treffen, so die Mexikaner eine ungedopte Mannschaft (siehe Artikel auf dieser Seite) komplettbekommen. Sollte Argentinien gewinnen, böte das wiederum den Brasilianern eine nette Chance zur Revanche, in der WM-Qualifikation haben sie erst kürzlich und ziemlich deutlich gegen die Argentinier verloren. Spätestens im Finale wird also auch der nette Herr Parreira kaum mehr experimentieren.