palast der republik: Auferstehung der Ruine
Seit Jahren wird in Berlin gebuddelt und gebaut. Spannend sind dabei gerade nicht die mittlerweile fertigen Büro- und Einkaufsblöcke, sondern die Wege dorthin. So spannend, dass die Berlin-Vermarkter den Bauplatz zum Event erkoren, zur Schaustelle mit Kulturprogramm. Nur ein Ort blieb außen vor: der bis zur Unkenntlichkeit entkernte Palast der Republik.
Kommentar von GEREON ASMUTH
Dabei gibt es kaum einen Bau, über dessen Vergangenheit und Zukunft mehr diskutiert wird. Doch die Erinnerung ist belastet: Nostalgiker hängen an ihren DDR-Bildern oder am längst verschwundenen wilhelminischen Traumschloss. Eine andere Zukunft ist ohne lebendige Erfahrung des real existierenden Palastes kaum vorstellbar. Da kann die hochkarätige Schlossplatzkommission am grünen Tisch planen, so lange sie will.
Wenn sich nun Mittes Baustadträtin Dorothee Dubrau anschickt, die Palastruine wieder bespielbar zu machen, so kann man das nur begrüßen. Nicht weil das hippe Kulturvolk endlich mal wieder eine geile Location mit dem rar gewordenen Charme des Unfertigen bekommt. Sondern weil dort aus den Versatzstücken des Vergangenen eine neue Mitte wachsen könnte.
Bereits vor zehn Jahren haben zahlreiche Kulturinitiativen ungenutzte Räume gefüllt – und im praktischen Experiment gezeigt, was dort möglich ist. Viele sind gescheitert – am Verwertungsdruck von außen oder an sich selbst. Andere haben gegen alle Widrigkeiten überlebt und prägen heute das Stadtbild. Dieser Prozess ist spannender als jede Schaustelle. Denn anders als bei Neubauten ist hier das Ende noch offen. Auch beim Palast der Republik.
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