olivia jones, drag-queen : Niemand stellt sich zur Wahl
OLIVIA JONES, 38, heißt eigentlich Oliver Knöbel. Als „Niemand“ will sie sich 2008 in Hamburg zur Wahl stellen FOTO: DPA
Sie ist wieder da. Olivia Jones, die vor zehn Jahren in Miami zur „Miss Drag Queen of the World“ gekürt wurde, nimmt auf hohen Absätzen Anlauf zum Sturm auf das Hamburger Rathaus. Die Edeltunte, in deren Pass der weniger eingängige Name Oliver Knöbel steht, kündigte gestern an, erneut als Einzelbewerber für die Bürgerschaftswahl im Februar 2008 anzutreten. Bereits vor gut drei Jahren nahm die Performancekünstlerin an dem Urnengang teil und erreichte mit 0,5 Prozent immerhin einen größeren Zuspruch als die von Ronald Schill begründete „Partei Rechtsstaatliche Offensive“.
Die Kandidatur von Knöbel-Jones zielt vor allem auf politikverdrossene Wahlberechtigte, denen der Travestiekünstler die Möglichkeit geben will, „Niemand“ zu wählen. Denn genau unter diesem Namen will Jones antreten. So ist schon heute sicher, dass ganz unabhängig vom Wahlausgang „niemand“ auf der Hamburger Abgeordnetenbank Platz nimmt. Sollte Jones tatsächlich gewählt werden, wird sie ihr Amt nicht aktiv ausüben und die anfallenden Diäten – rund 40.000 Euro jährlich – für soziale Projekte stiften. Schon seit Jahren nutzt die Drag-Queen ihre Popularität, um für diverse AIDS-Projekte, ein Hamburger Frauenhaus und die Tierschutzorganisation PETA zu werben.
Dabei ist Knöbel, der heute vor 38 Jahren in Springe geboren wurde, jedes Mittel der Eigenprofilierung recht. Zusammen mit Nina Ruge moderierte er – in der Rolle von Olivia Jones – Galas von Unicef und zog vor zwei Jahren als „Promi-Bewohnerin“ für eine Woche ins Big-Brother-Camp.
Kultstatus hat längst der Auftritt als Außenreporterin des Satiremagazins „Extra Drei“ auf einer NPD-Wahlveranstaltung, die im vergangenen Monat in Hannover stattfand. Mit platinblonden Zöpfen, Faltenrock und Kniestrümpfen als BDM-Mädel herausgeputzt, machte sie sich unter den Teilnehmern auf die Suche nach Gründen, die Rechtsradikalen zu wählen. Doch keines der von ihr angesprochenen „braunen Häschen“ konnte ihr auch nur einen Grund nennen. Das Video steht seit einem Monat auf YouTube und hat inzwischen 250.000 User der Website in seinen Bann gezogen. MAC