off-kino : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Einen der besten Science-Fiction-Filme der 1950er-Jahre drehte Fred McLeod Wilcox, lose an Shakespeares „Der Sturm“ angelehnt, mit „Forbidden Planet“ (Alarm im Weltall, 1955). Eine Gruppe von Astronauten trifft auf einem fernen Planeten einen eigenbrötlerischen Wissenschaftler (Walter Pidgeon), der dort mit seiner jungen Tochter (Anne Francis) und einem dienstbaren Roboter lebt. Der Forscher hat die technologisch und kulturell überragende Hinterlassenschaften einer ausgestorbenen Zivilisation entdeckt, will sie jedoch der unwürdigen und dummen Menschheit vorenthalten. Außerdem gefällt ihm nicht, dass seine Tochter mit dem Kommandanten (Leslie Nielsen) flirtet. Und so gebiert sein Unterbewusstsein alsbald ein gewaltiges Id-Monster, das die Raumfahrer angreift. Inszeniert ist das Ganze jedoch nicht als Trash-Nummer, sondern als intelligente Reflexion über die verborgenen bösen Seiten des Menschen. Interessantes Design und gelungene Spezialeffekte runden das Werk ab.
Zur Gattung der Backstage-Musicals gehört Lloyd Bacons „42nd Street“ (1933): In der Geschichte um die verschiedenen Schwierigkeiten, die sich bei der Produktion einer Broadway-Show ergeben, motivieren die Proben die eigenständigen Sequenzen mit den spektakulären Choreografien von Busby Berkeley. Dessen Talent bestand vor allem in seiner Fähigkeit, hübsche Tänzerinnen in geometrischen Mustern zu arrangieren und synchron in Bewegung zu setzen – kein Wunder, denn er war im Ersten Weltkrieg Militärausbilder mit Hang zu Exerzierübungen gewesen. Neu war jedoch vor allem, dass Berkeley als Choreograf die komplette Verantwortung für die Regie der Musiknummern verlangte, weil er auch die Kamera bewegen wollte. Er ließ die Szenen nicht aus verschiedenen Perspektiven aufnehmen, um dann später eine Auswahl der Einstellungen zu treffen, sondern filmte mit nur einer Kamera, die stets aktiv am Geschehen teilnahm und sich zu Schwindel erregenden Fahrten aufschwang: Berkeley scheute keine noch so ungewöhnliche Perspektive, um seine Visionen zu verwirklichen. Seine berühmteste Einstellung war der senkrechte Kamerablick auf die in kaleidoskopartigen Mustern arrangierten Chorus-Girls, der so genannte „Berkeley Top-shot“, den er in einigen Fällen bis zur kompletten Abstraktion trieb: Dann gehen die Tänzerinnen komplett in Mustern auf, die im Takt der Musik animiert werden – durchaus vergleichbar mit den abstrakten Filmen der 1930er-Jahre.
Furchtbare Hässlichkeit als Running Gag bietet der Computeranimationsfilm „Das hässliche Entlein und ich“ der dänischen Regisseure Michael Hegner und Karsten Kiilerich: Selbst Fressfreunden vergeht beim Anblick des vermeintlichen Entleins „Ugly“ der Appetit. Ansonsten bietet der sich sehr vage an Andersens Märchen anlehnende Film einen abstrusen Roadmovie-Trip durch Kindheit und Pubertät des fluffigen Federviehs, das sich hier nicht zum schönen, sondern zum gelangweilten pubertären Teenager-Schwan wandelt. LARS PENNING