ölpreis und umwelt: OPEC: BELIEBTES HASSOBJEKT
Die Opec genießt hierzulande keine Sympathie. Wer über die Opec redet, denkt an monarchische Herrscher, die sich an den Petrodollars dumm und dösig verdienen. Der Stammtisch fühlt sich als Opfer der Herren, die da am Tagungsort Wien selbstherrlich ihre Ölfördermengen bestimmen und unseren Benzinpreis in die Höhe treiben – und damit unserer Wirtschaft schaden. Dieses Bild ist falsch.
Zwar ist es richtig, dass die Opec eine Art Kartell bildet. Und dennoch kann es nicht beliebig den Preis bestimmen. Eine zu große Förderdrosselung können die zum Teil wirtschaftlich angeschlagenen Mitglieder nicht durchhalten.
Ein Preis über 30 Dollar mag Wucher sein, ein Preis unter 10 hingegen ist sicher viel zu wenig. Wenn die Opec den Ölpreis in einem Korridor von 20 bis 25 Dollar pro Barrel halten kann, dann ist das keine monopolistische Preistreiberei. Es würde ihr etwas gelingen, von dem Kaffee- oder Kakaoproduzenten nur träumen können: den Preis halbwegs stabil zu halten. Und das ist das gute Recht von Ländern, die von solchen Exporten abhängig sind – mehr als wir von billigem Öl.
Ganz unfreiwillig erfüllt die Opec einen anderen Zweck: Sie schärft das Bewusstsein für die Möglichkeit des Energiesparens, für die Suche nach umweltfreundlichen Alternativen. Wo stünde die Welt heute mit ihren Klimaschutzbemühungen, wenn die Ölkrisen den Energiehunger nicht etwas gebremst hätten. Wir würden sehr viel drastischer sparen müssen als ohnehin schon.
Natürlich liegt das nicht in der Absicht der Opec-Staaten. Politisch gesehen, gehören sie zu den ganz großen Bremsern in den internationalen Klimaschutzverhandlungen.
Oft wird als Folge hoher Ölpreise die Gefahr einer Wirtschaftskrise an die Wand gemalt. Doch auch ein dauerhaft hoher Ölpreis hat nur noch geringe Auswirkungen. Einer Berechnung des Hamburger Wirtschaftsinstituts HWWA zufolge würde selbst ein um fünf Dollar höherer Rohölpreis das deutsche Wirtschaftswachstum um gerade mal 0,1 Prozent schmälern. Wahrlich keine Katastrophe.
In Anbetracht der nötigen Einsparungen zum Klimaschutz ist Auto fahren noch immer viel zu günstig. Eine höhere Ökosteuer war selbst unter Rot-Grün nicht durchzusetzen. Da ist es gut, wenn die Opec-Länder das Öl nicht verscherbeln. Auch wenn man den ein oder anderen Petrodollar hierzulande lieber in Umweltschutz oder Arbeitsplätze investiert hätte.
MATTHIAS URBACH
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