ns-zwangsarbeiter: Ohne Druck kein Geld
Wenn es eines Beweises bedurft hätte – die Diskussion um den Beitrag der Wirtschaft zur Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter hat ihn geliefert: Ohne – öffentlichen – Druck bewegt sich nichts. Schon gar nicht, wenn es um Geld geht. Dabei ist der Beitrag, den die Wirtschaft leisten muss, gering – angesichts der Profite, die Unternehmen aus der Ausbeutung der Zwangsarbeiter gezogen haben.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Erinnern wir uns: Vor genau einem Jahr interessierte das Thema niemanden in Berlin. Gerade mal drei Unternehmen waren dem Fonds beigetreten: darunter die Bewag, in der ein US-Konzern das Sagen hat, und Schering, dessen Geschäft sehr international ausgerichtet ist. Bei den anderen hieß es: abwarten.
Erst die Veröffentlichung einer Liste von Unternehmen, deren Vorgänger Zwangsarbeiter beschäftigt haben sollen, hat Bewegung in die Situation gebracht. Journalisten nervten die Unternehmen immer wieder mit Anfragen, Anwohner verteilten Flugblätter, Kirchen hielten Gedenkgottesdienste ab. Nach und nach zeitigte das Wirkung. Man mag bedauern, dass sich viele Unternehmen nur auf Druck hin bewegten – es ist immerhin Bewegung. Angesichts des unappettitlichen Gefeilsches um den Fonds war ohnehin nichts anderes zu erwarten.
Beschämend aber ist: Es gibt immer noch Firmen mit Zwangsarbeitvergangenheit, die sich weigern, dem Fonds beizutreten. Dabei ist unerheblich, ob ein Betrieb juristisch einwandfrei der Rechtsnachfolger einer Zwangsarbeiterfirma ist oder nur den „guten“ Markennamen nutzt.
Das Beispiel anderer sollte Schule machen: Viele Firmen beteiligen sich, die keine direkte historische Verantwortung tragen. Das Ganze allerdings im Schneckentempo: Geht es so weiter, sind im nächsten Jahr gerade mal 400 von zehntausenden Firmen dabei. Und die übrigen denken: alles Schnee von gestern.
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