noch 53 tage bis zum euro: taz-Serie über unser neues Geld
Souvenirs, Souvenirs
So schmeckt das neue Geld? Zumindest der „Knabber-Euro“ der Süßwarenfirma Küchle in Günzburg. Süßlich-künstlich sind die Oblaten – und bleiben auch noch am Gaumen kleben. Wenn Liebe durch den Magen gehen soll, dann kann es mit der Zuneigung zum Euro noch nicht gut bestellt sein. Seit Januar ist das Produkt auf dem Markt. „So langsam zieht das Geschäft an“, sagt Firmenchef Christoph Küchle. Erst jetzt, da der Euro „präsenter in den Köpfen ist“.
Und in den Herzen? Es rollt die große Nostalgiewelle. Die D-Mark als Souvenir steht hoch im Kurs. In jedweder Form. Halsketten mit Pfennigstücken, Fünfmarkstücke als Jackenknöpfe, Briketts mit geschredderten Scheinen. Es sind nicht nur die ohnehin verdächtigen Sammler, die der Mark nachjagen. Im Gegenteil: Als die Deutsche Bank im Sommer eine Gold-D-Mark zum Preis von 250 Mark auflegte, waren die eine Million Stück innerhalb von wenigen Tagen vergriffen. Momentaner Marktwert: 400 Mark. „Eine richtige Volksmünze“, heißt es bei der Deutschen Bank. Oder wie wär’s mit der Mark am Handgelenk? Die Fink-Verlagsgruppe aus Ostfildern bei Stuttgart bietet eine Uhr mit dem silbernen Markstück als Ziffernblatt feil: 148 Mark für dieses Stück Erinnerung. „Vor allem ältere Menschen über 50 Jahre wollen die Uhr“, bilanziert die Verlagsgruppe.
Wer es sich nicht leisten will, Scheine hinter Glas im Wohnzimmer aufzuhängen oder ins Fotoalbum einzukleben, dem bleibt der Gang ins Musuem. „Wer im Januar nostalgisch wird, der kann zu uns kommen“, sagt Hanno Sowade vom Bonner Haus der Geschichte. Auch das Geldmuseum der Deutschen Bundesbank sagt der D-Mark servus. In Form einer Sonderausstellung vom 18. Dezember bis März nächsten Jahres.
Beim Süßwarenhersteller Küchle ist die Produktpalette übrigens schon fürs Jahr eins nach der Währungsumstellung in Planung. Zum Knabbern soll es die „Nostalgie-D-Mark“ geben. Wie das alte Geld dann schmecken wird? THILO KNOTT
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