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Archiv-Artikel

nichtlineares denken

Ted Nelson

Das Wissens- und Informationssystem Xanadu ist nicht in den Computerlabors und schon gar nicht im Auftrag der Militärs entstanden. Ted Nelson, sein Erfinder, wuchs im Greewich Village auf, litt zeitlebens an Konzentrationsstörungen, verließ sein College mit einem Bachelor of Arts in Philosophie und ging nach Harvard. Dort kam er von der Idee nicht mehr los, dass es ein System geben sollte, mit dem er nicht nur seine Aufsätze schreiben, sondern deren Quellen gleich mit einbinden könnte. Textverarbeitung gab es noch gar nicht. Nelson dachte grundsätzlich nichtlinear, spann seine Idee in Tagträumen weiter und gab ihr den Namen „Xanadu“, den er in einem Gedicht des Lyrikers Coldridge fand. Er konnte die mutmaßlich dafür nötigen Computerprogramme nicht selbst schreiben, aber Hacker in Harvard begannen sich dafür zu begeistern, und 1965 stellte er sein Projekt in einem Papier für die „Association for Computing Machinery“ vor. Es enthielt unter anderem den Begriff „Hypertext“. Nur dieses Wort wurde ein Welterfolg, die meisten Computertechniker nahmen den fachfremden Philosophen erst gar nicht zur Kenntnis, und mit Nelsons Vision eines „parallellen Universums“ des Geistes können sie bis heute wenig anfangen.