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Archiv-Artikel

nicht käuflich Neues vom Weltmarktführer

Die Materna GmbH hat in dieser Woche neue Geschäftszahlen vorgelegt. Wie in den vergangenen 25 Jahren sei das Ergebnis positiv gewesen, teilte das Unternehmen mit. Sie wissen nicht, was Materna macht? Die Dortmunder Softwarefirma ist einer der Hauptschuldigen dafür, dass Jugendliche ihr Geld nicht mehr in den Plattenladen tragen. Stattdessen laden sie mit Materna-Technik Klingeltöne auf ihr Mobiltelefon. Auch der Versand von SMS wird von den Dortmundern organisiert. In einem Bereich ist das Unternehmen sogar „Weltmarktführer“, wenn man den Angaben der Firma trauen darf: Festnetz-SMS.

Ich habe so etwas kürzlich einmal bekommen, muss aber zugeben, dass ich noch über ein etwas älteres, analoges Festnetztelefon verfüge, immerhin ist es schnurlos. SMS empfangen kann es jedenfalls noch nicht, in so einem Fall wird die Nachricht von einer Frauenstimme vorgelesen, die vorher durch einen Computer gejagt wurde.

In meinem Fall versuchte die Dame mir einen deutschen Text auf Französisch vorzulesen, was zwar lustig klingt, aber leider keinen Informationsgehalt hat. Immerhin sagte die Computerdame am Ende der Nachricht auch die Telefonnummer des Absenders auf, so klärte sich der Fall durch meinen Rückruf dann so auf: Ein Freund von mir hatte sich etwas bei ebay ersteigert und wollte sein Glück mit mir teilen. Schön, dass wir telefoniert hatten, dachte ich. Ich bin auch davon ausgegangen, dass durch immer mehr Festnetz-Flatrates die Menschen eher mehr telefonieren. Wie groß ist also der Markt der Festnetz-SMS? Ist es ein gnadenloser Konkurrenzkampf, wird mit harten Bandagen um die ersten Plätze auf dem Weltmarkt gerangelt?

Ich erinnere mich, dass mir mal jemand über die Firma Brandt gesagt hat: „Was nützt es ihnen, wenn sie Marktführer beim Zwieback sind, wenn sie am Tag nur drei Tüten verkaufen?“ Die Firmen auf dem Weltmarkt Festnetz-SMS kämpfen jedenfalls dagegen an, dass ihnen so eine ähnliche Frage nicht gestellt werden wird. Und das wohl mit großem Erfolg. Mein Freund hatte nämlich nichts Besseres zu tun, als die gleiche Nachricht, die er mir schickte, nochmal zu sich nach Hause zu senden. Um sich den französisch-deutschen Wortbrei am eigenen, natürlich auch schon älteren Festnetztelefon noch einmal anzuhören. Sein Fazit zur misslungenen, aber dennoch wiederholt angefragten Dienstleistung: „komisch“.

ELMAR KOK