piwik no script img

neuwahlterminDer Klügere soll nachgeben

„Parteitaktische Überlegungen“, moniert CDU-Spitzenkandidat Frank Steffel beim Streit über den Termin für Neuwahlen. „Machtspielchen“, ärgert sich SPD-Landeschef Peter Strieder. Wie Recht sie doch haben. Beide. Doch zusammen kommen sie deshalb noch lange nicht. Leider.

Kommentar von GEREON ASMUTH

Denn nach wie vor beharrt die CDU auf dem 21. Oktober. Offiziell, weil sie bei einem früheren Termin eine unkorrekte Kandidatenaufstellung fürchtet. Auch wenn eigentlich jeder weiß, dass sie nur von dem erwartbaren Aufschwung der Union bei den Hambuger Wahlen am 23. September profitieren will.

Und nach wie vor beharrt die SPD gemeinsam mit PDS und Grünen auf dem 23. September. Offiziell, weil sie so möglichst schnell wählen lassen wollen. Auch wenn eigentlich jeder weiß, dass sie nur das schwache Affärengedächtnis des Wählers fürchten.

Und wer hat nun Recht? Klar ist nur eins: Je länger dieser Terminhickhack andauert, desto lächerlicher machen sich die Parteien. Und zwar alle. Denn wen interessiert eigentlich das Gezerre um die angeblich so wichtige Landeswahlordnung?

Natürlich hat Rot-Rot-Grün ein Problem. Ohne Zustimmung der CDU kann sich das Abgeordnetenhaus nicht auflösen. Und ohne fristgerechte Auflösung gibt es keinen frühen Neuwahltermin. Und natürlich würde Frank Steffel versuchen, politisches Kapital daraus zu schlagen, wenn er mit seiner Berlin-Blockade die Volksfront zum Einlenken zwingen könnte. Aber das ist kaum mehr als ein Vermittlungsproblem.

Auch SPD, PDS und Grüne haben schließlich Wahlkampfstrategen, die den BerlinerInnen ihre Kompromissbereitschaft als Pluspunkt verkaufen könnten. Der Klügere gibt nach. Das kennt jeder. Nur wann man endlich die peinlichen Possen der Parteien an der Urne abstrafen darf, weiß immer noch niemand.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen