neuer bvg-chef: Konsequente Entscheidung
Lassen wir erst mal die Schubladen sprechen. Ein Mann von außen. Ein ehemaliger Unternehmensberater. Ein Ex-McKinsey-Mann. Ein Chef von Sparsenator Sarrazins Gnaden. Das Fazit dieser ersten Betrachtung: Andreas Graf von Arnim, der neue Mann an der Spitze der BVG, kann kein Freund der Besitzstandswahrung sein. Aber hören wir ihm ruhig selbst zu. „Weg von der Erwartungshaltung in Bezug auf sozialstaatliche Fürsorge und Absicherung“ forderte von Arnim als Vorstandschef der Raab Karcher Sicherheit GmbH, einer seiner früheren Jobs. Von einer Larmoyanzphase der deutschen Wirtschaft schrieb er damals.
Kommentarvon STEFAN ALBERTI
Einen solchen Mann zum neuen Chef zu machen, ist konsequente Umsetzung der Vereinbarung zwischen Senat und BVG. Die sieht sinkende Zuschüsse des Landes an das defizitäre Unternehmen vor. Im Geschäftsbericht ist von geplanten weiteren Ausgliederungen zu lesen, um Unterschiede gegenüber privaten Anbietern „in größerem Umfang als bisher“ auszugleichen. Das heißt streichen, kürzen, Gehälter drücken. Das kann keiner richtig gut machen, der von innen kommt, dem vielleicht noch bei der Weihnachtsfeier der Kollege U-Bahn-Fahrer seine Familienfotos gezeigt hat.
Dass die BVG unter Druck steht, ist dabei unbestritten. Wenn der europäische Markt auch beim Nahverkehr dafür sorgt, dass das Land Aufträge ausschreiben muss, bleibt die 100-prozentige Landestochter BVG im jetzigen Zustand außen vor. Nur mit Druck aber wird ein Wandel nicht klappen, denn mit demotivierten Mitarbeitern lässt sich nicht umstrukturieren. Der neue Chef wird es schaffen müssen, seinen knapp 14.000 Leuten den Sparzwang zu verklickern. Vielleicht sollte er sich dabei nicht an dem Senator orientieren, der ihn eingestellt hat.
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