neue filme: Der Zimmerspringbrunnen
D 2000, Regie: Peter Timm; mit Götz Schubert, Simone Solga u. a.; 99 Min.
Der Film zum Bestseller von Jens Sparschuh, in dem der treue Ostler Hinrich Lobek mit Westvertreter-Chuzpe Zimmerspringbrunnen an die Kunden bringt. Die Raffinesse des 1995 erschienenen Romans bestand darin, dass er Wessi und Ossi nicht einfach gegeneinander ins Feld führte, sondern seinen Lobek zum inneren Grenzgänger machte, der brav Westausdrücke wie „Kein Problem“ und „Alles klar“ auswendig lernt, gleichzeitig mit „Ost“-Begabung und -produkt unaufhaltsam aufsteigt, wodurch sich seine Lebensordnung aber restlos auflöst. Von solch abgründigen Konstruktionen hat Peter Timm seine Verfilmung frei gehalten. Die Bearbeitung des subtilen Humors der Vorlage, der sich aus der monomanischen Weltfremdheit des Ich-Erzählers Lobek speist, ist so routiniert wie plump: Ost wie West werden als Karikatur vorgeführt, die Westvorgesetzten sind schmierig und unsolidarisch, die Plattenbaubewohner wunderlich und nie allein zu Haus. In vielen Szenen scheint den Regisseur die Angst getrieben zu haben, der Zuschauer könnte einen Witz nicht verstehen, weshalb er sicherheitshalber erklärt wird: Als Lobek seinen DDR-Nostalgie-Zimmerspringbrunnen zum ersten Mal vorführt, ertönt im Hintergund die ehemalige Nationalhymne. Und als sei das nicht Hinweis genug, flüstern die zukünftigen Käufer ergriffen: „Unsere Republik!“
Central, CinemaxX Colosseum + Hohenschönhausen + Potsdamer Platz, Cinestar Hellersdorf, Cubix UFA-Palast, FT am Friedrichshain, Kino in der Kulturbrauerei, Kinowelt in den Spreehöfen, Rollberg, UCI Kinowelt Le Prom + Potsdam, UFA-Palast Kosmos + Treptower Park
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