piwik no script img

Archiv-Artikel

neue filme Aus heiterem Himmel

Argentinien 2002, Regie: Diego Lerman. Mit Tatiana Saphir, Carla Crespo u. a. 94 Min.

Marcia arbeitet in einem Geschäft für Dessous in Buenos Aires. Ihre Tage gehen ereignisarm dahin. Sie ist pummelig und lebensängstlich, ein Mauerblümchen, dem nicht klar ist, dass sie auch schön ist. Irgendwann, nach der Arbeit, wird sie von zwei jungen Punkerinnen verfolgt. Die haben unbewegliche, irgendwie leicht melancholische Gesichter, schmale Lippen, kurze Haare und leichte Schatten unter den Augen. Die eine – Mao – sagt, dass sie mit Marcia „ficken“ wolle. Marcia sagt nein und ist verunsichert. Mao drängt weiter und zwingt Marcia schließlich, zumindest auf einen Kaffee irgendwo mitzukommen. Später nehmen sie ein Taxi. Irgendwann entführen die beiden Punkerinnen das Taxi und Marcia muss eine Augenbinde tragen und dann sind sie am Meer und glücklich, als sie ins Meer laufen. Melancholie und Begehren gehören zusammen; so genau hat das lang kein Film mehr gezeigt. Die Charaktere sind stimmig, nichts wirkt aufgesetzt in dem preisgekrönten Low-Budget-Filmdebüt von Diego Lerman. „Aus heiterem Himmel“ ist ein unglaublich schönes, lakonisches, melancholisches Road-Movie, das zuweilen an Jim Jarmuschs „Stranger than Paradise“ erinnert.

Filmbühne am Steinplatz, fsk, Hackesche Höfe