neue Gesellschaft für bildende Kunst: Daddy Cool
DaDa-PaPa-MaPa: Die von Alicia Augustín,Raoul Klooker,Markues,Tucké Royale und Vince Tillotson kuratierte Ausstellung „Father Figures Are Hard To Find“ hält sich nicht lange an platten Versorgerungsmetaphern auf. Stattdessen kommen hier Positionen zusammen, die jenseits der heterosexuellen Kleinfamilie mit reproduktivem Auftrag, queere Vaterfiguren entwerfen. Maura, die ultimative MaPa, aus der TV-Serie „Transparent“ hätte ihre reine Freude.
Da sind zum Beispiel Aleksandra Mirs grinsende „Astronauts (#09_054)“, deren Verklärung zum Fortschrittssymbol sich in einer Heiligengruppe hinter der Crew spiegelt, die den Blick mit einer Mischung aus Kontemplation und Devotion erwiedert. Juliana Huxtable hingegen inszeniert sich selbst als Ikone: Auf „Sympathy for the Martyr“ und „Lil’Marvel“ (2015) erscheint sie als Avater mit Superkräften, dann wieder als Jesusfigur. Durchaus lesbar als Kommentar auf christliche Doktrinen, die sich weigern die vielen Geschlechter der irdischen Welt endlich anzuerkennen.
Bodo Schlacks tropfender Latexhandschuh „Working Class Hero“ (2009) würdigt die Arbeiterklasse-Väter, die so oft zum Symbol kapitalistischen Scheiterns herhalten müssen. Gleichzeitig konversiert die Fotografie mit schwulen Fetischen wie Sean Crossleys „Daddy’s Little Princess“-Vorhang. „Fetisch“ wäre dann auch der Begriff, an dem sich der Paternalismus der Überväter der Kunst entschlüsseln ließe, die sich im Primitivismus wälzten. Die Arbeiten des Fotografen und AIDS-Aktivisten Rotimi Fani-Kayode von 1989 ironisieren diese kolonialistische Seite der Kunstgeschichte. Im Rückgriff auf Symbolwelten der nigerianischen Diaspora entwirft sein Werk eine homoerotische Ästhetik, der schon längst eine Einzelschau in Deutschland hätte gewidmet werden müssen. NYM
Bis 30. 4., tgl. 12–19, Mi.–Fr. 12–20 Uhr, Oranienstr. 25
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