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Archiv-Artikel

neu im kino Diese Woche frisch

LICHTER DER VORSTADT: FT Friedrichshain, Hackesche Höfe, Kulturbrauerei, New Yorck

Lichter der Vorstadt

Finnland/Deutschland 2006, Regie: Aki Kaurismäki. 77 Min.

Ruoholahti, das ehemalige Hafenviertel im Westen Helsinkis, ist Schauplatz von Aki Kaurismäkis „Lichter der Vorstadt“. Einst stellte Nokia dort Kabel her. Die Fabrik wurde geschlossen, als der Konzern auf Mobiltelefone umstellte. Heute gibt es dort ein von Nokia gesponsertes Kulturzentrum. In den Neunzigern wurde das Viertel umstrukturiert: Wohnhäuser, Technologieparks und verspiegelte Bürotürme entstanden, und stolz schmückt man sich nun mit dem Titel „Silicon Valley Finnlands“.

Tagsüber laufen in Ruoholahti Menschen mit Anzug und Krawatte herum, nachts ist es dort wie ausgestorben – das zeigt Aki Kaurismäki in seinem Film. Und es geht – wie in seinen anderen Filmen auch – um Gewalt. Diesmal beschäftigt sich der finnische Regisseur mit dem Mobbing, mit einer strukturellen Gewalt, die aber immer von Menschen an anderen Menschen ausgeübt wird.

Der Wachmann Koistinen erfährt diese spezielle Form der Gewalt. In einem luxuriösen Einkaufszentrum arbeitet er, und dem Chef muss er jede Nacht seinen Namen aufsagen, wie ein Schulkind. Eines Tages spricht den unscheinbaren Koistinen eine Blondine an. Sie verabreden sich zum Essen, ins Kino, zum Tanzen. Doch auch sie ist nur eine Marionette und soll im Auftrag ihres russischen Chefs Koistinen den Schlüsselbund fürs Einkaufszentrum abluchsen.

Koistinen weiß, dass er reingelegt wird, und verhindert es nicht. Er geht sogar unschuldig ins Gefängnis.

Gerade diese Passivität der Hauptfigur war es, die viele Kritiker enttäuscht hat. Aber um seine Chancen und um seine Zukunft hat ihn der Gefängnisaufenthalt nicht gebracht. Die hatte Koistinen zuvor schon nicht.