nebensachen aus san josé : Metamorphose eines Wunderrabbis
„Dem Gläubigen öffnen sich Türen, über ihm wird sich das Füllhorn des Reichtums ausschütten.“ Das versprach Rabbi Elohim Gebor in San José, der Hauptstadt Costa Ricas. Das Geheimnis wollte der „Wunderrabbi“ allerdings nur gegen eine Spende verraten. Heilung versprach Gebor gegen Zahlung von 30.000 Colones, rund 55 Euro, auf ein Konto in Panamá. Die Spende werde für wohltätige Zwecke verwendet, hieß es auf der Homepage.
Vor einem Jahr hatte der Kippaträger für Aufsehen gesorgt, als er in der panamesischen Hauptstadt Panamá verkündete, die Kapitale am Isthmus sei das neue Jerusalem, das Zentrum der religiösen Welt. Nicht nur, dass er offene Briefe an Ussama Bin Laden schrieb. Großzügig vergab der „Allmächtige“ – so die Bedeutung von „Elohim“ – auch dem inzwischen verstorbenen Papst Johannes Paul II. „seine Sünden“. Inzwischen will sich der Rabbi nicht mehr öffentlich äußern. Seine Telefone sind abgestellt, die Homepage abgeschaltet. Denn der Menschenfreund ist erneut in den Schlagzeilen: Unter Gebors stark zurückgegelter Frisur verbirgt sich eine Frau.
Gebor kam vor 49 Jahren in Nicaragua als Ileana de la Concepción Zambrana Pineda auf die Welt. Seit knapp 15 Jahren besitzt sie die Staatsbürgerschaft Costa Ricas, wohin sie zum Studium der Rechte ausgewandert war. Immer wieder sorgte Pineda seitdem für Aufregung: Als „geistliche Beraterin und Mutter eines costa-ricanischen Kindes“ firmierte sie unter dem Namen Dr. Ilya Williams de Elizabeth.
Mit „mentalen und heilenden Kräften“ leitete sie den „Tempel der Heiligen Apokalyptiker des Dritten Jahrhunderts“ – und kassierte. Dann gab sie sich als Mitglied der sandinistischen Gegenspionage aus und denunzierte ein Spionagenetz, das die Sandinisten aus San José unterhalten würden. Wieder kassierte sie für die Informationen – obwohl die Ermittlungen ins Leere liefen.
Ihre neueste Masche mit dem „Wunderrabbi vom Isthmus“ lief zunächst gut an. Kritik an den immensen Preisen für ihre Heilpraktiken wies Gebor alias Pineda mit Hinweis auf das Feilschen der Costa-Ricaner zurück: „Das hat damit zu tun, dass immer alle Preisnachlässe verlangen und man einen Rabatt geben muss“, so die Geschäftstüchtige.
Gegen Pinedas Stiftung „Lebenssicht“ wird seit Mitte April ermittelt, nach dem Pseudorabbi wegen Betrugs und „arglistiger Täuschung“ gefahndet. Bis zu zehn Jahre Haft drohen der fantasiereichen Betrügerin. Die Jüdische Gemeinde in San José will die Straftaten des „Wunderrabbis“ nicht kommentieren: „Das hat nichts mit Judentum zu tun.“
HANS-ULRICH DILLMANN