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Devid Striesow und Axel Ranisch reden, summen und pfeifen in „Klassik drastisch“

Devid Striesow (links) und Axel Ranisch Foto: Dennis Pauls/Deutschlandfunk Kultur

Über Musik reden, ohne dabei zu singen, zu summen, zu brummen oder zu pfeifen, kann ja sehr öde sein. Der Schauspieler Devid Striesow und der Regisseur Axel Ranisch machen genau das nicht.

Mit einer gewöhnlichen Radiosendung zu klassischer Musik hat ihr von Deutschlandfunk Kultur produzierter Podcast „Klassik drastisch“ – außer der Musik –kaum etwas gemeinsam. Wo andere tief in ihren Ohrensessel versinken, springen die beiden auf.

Mit dem Untertitel „Lippenbekenntnisse zweier Nerds“ sprechen Striesow und Ranisch so leidenschaftlich, lustig, ultrakenntnisreich und kurzweilig, als wären sie nicht einfach zwei miteinander sprechende Menschen, sondern ein Orchester. Jede Folge handelt von einem anderen Stück, dauert aber jeweils nur sechs bis acht Minuten. Die beiden Hosts können alle Instrumente imitieren und der Rhythmus ihres Gesprächs scheint den Spielanweisungen in den Noten des Stücks zu folgen: furioso und crescendo, forte und wieder piano. Sie beherrschen das Staccato, Legato, Pizzicato und kommen je nach Stimmung und Verlauf der Musik vom Andante übers Adagio zum Allegro.

Striesow verwandelt sich summendsingend ins Cello von Schostakowitschs „Cellokonzert Nr. 1 Es-Dur op. 107“ und Ranisch wird zur Oboe in Rimsko-Korsakows „Scheherazade“. Als Zuhörerin verliert man alle Scham und wird zur Piano-Imitatorin bei Edvard Griegs „Das Mädchen aus den Bergen“. Die beiden Nerds sprechen eben so über die Musik miteinander, wie wir Normalos es auch verstehen und teilweise tun: „didadada“ und „tadadada“.

Hintergründe über Stücke und Komponisten liefern Striesow und Ranisch in den wenigen Minuten natürlich auch noch. Vorgestellt werden Klassiker der Klassik, aber auch unbekanntere Stücke und Komponisten wie beispielsweise der Georgier Giya Kancheli und dessen unter dem Eindruck des rechtsradikalen Anschlags im norwegischen Utøya 2013 entstandenen „Angels of Sorrow“.

Die Podcastfolgen von „Klassik drastisch“ haben die gleiche Wirkung wie ein leckeres Thunfisch-Canapé: Bitte noch eins!

Doris Akrap

„Klassik drastisch“,überall, wo es Podcasts gibt

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