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montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens

Gewalt hat unsere Gesellschaft derzeit fest im Griff. Auch ich war einmal gewaltätig, als ich 1968 leider zu den Linken gehörte. Doch waren wir Avantgarde, Elite und Speerspitze einer engagierten Putztruppe. Wir wollten von links in die Mitte der Gesellschaft und sind in der Mitte Berlins angekommen, weil wir bei Demonstrationen schneller laufen konnten als die Polizisten. Heute wollen die Gewalttäter nur noch ihren Spaß und tragen ihn nach Kreuzberg, in den mustergültigen Problembezirk unserer Spaßgesellschaft. In Kreuzberg kann man nicht flanieren. Dort gibt es keine Cafés, in denen man über die Probleme unserer Zeit nachdenken kann. Die Mode wird längst im neuen Trendbezirk Mitte gemacht. Kreuzberg ist das Waterloo, das Pearl Harbour und die Bounty der Spaßgesellschaft. Früher verfertigten wir noch allmählich unsere Gedanken während des Demonstrierens, wie uns der gute Theodor W. Adorno mit auf die Wegstrecke gab. Und heute? Von Gedanken keine Spur mehr.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.

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