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montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens

Auch ich wäre einmal beinahe Lehrer, Pädagoge oder Schulmeister geworden. Damals, als auch ich leider zu den Linken gehörte, war die Erziehungswissenschaft ein Fach im Aufbruch, Umsturz, Übergang. Non scholae, sed vitae discimus – nicht heute, sondern morgen lernen wir Disziplin, lautete der Wahlspruch der antiautoritären Spaßguerilla. Und so ging der harte Kern der Unwilligen gegen uns Bereitwillige vor, drangsalierte Studenten, die etwas lernen wollten, verweigerte uns die Bildung, verbot uns das Wissen. Deshalb bereue ich es nicht, dem Lehrerberuf entsagt zu haben. Unwissend, halbgebildet, kenntnislos wollte ich nicht vor junge Menschen treten. Lieber wurde ich Journalist, Redakteur und Kolumnist, um zu beweisen, dass man es auch so zu etwas bringen kann. Ohne Bildung bleibt der Mensch zurück, meinte bereits der 1866 geborene Pädagoge Diesterweg. Heute zeigt auch meine Person, dass die Universität des Lebens ihre Studenten nicht chancenlos entlassen muss.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.

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