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momentaufnahmenWenn man in dieselbe Richtung muss

Ein Mann, der von Drogen und dem Leben auf der Straße gezeichnet ist, fragt mich nach einer Kippe. Ich stehe am Görlitzer Park, mein Bus kommt gleich, also drehe ich schnell eine. Er will aber auch reden, merke ich. „Crack rauche ich nicht, das macht dich komplett kaputt“, sagt er mir. Nur Kokain spritzt er sich. Vor Kurzem hat ein Freund ihn bestohlen, das scheint ihn sehr zu beschäftigen.

Der Bus ist da, er will auch einsteigen. Mit seiner Krücke tut er sich schwer, also helfe ich ihm hoch. Im Bus erzählt er mir, dass er aus Bremen kommt. Mit 14 hat er mit harten Drogen angefangen. „Wo kommst du her?“, fragt er mich.

Am Moritzplatz steigen wir aus, er muss wohl auch zur U-Bahn. Die Treppen muss er sehr langsam laufen – es wirkt, als könnte er bei jedem Schritt über seine Krücke stürzen. Ich trage seine Zeitungen und er erzählt mir, dass er bald Entzug machen will, und dann „aufs Land, auf jeden Fall raus aus Berlin“.

Berlin-Kreuzberg

141.400 Ein­wohner*innen.

Zum Ruhm des Ortsteils hat auch das Trinklied „Kreuzberger Nächte“ mit dem Kehrreim „sind lang“ der Gebrüder Blattschuss beigetragen. Alkohol findet sich überall, auch andere Drogen bekommt man hier leicht.

Unten stellen wir fest, dass wir jetzt in unterschiedliche Richtungen müssen. „Wie heißt du eigentlich?“, fragt er noch, während ich ihm noch eine Kippe drehe. Anselm Mathieu

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