mit pfandautomaten auf du und du: Hoffnung auf deutsches Zwangspfand
Im Tomra-Dosenhimmel
Die Pfandautomaten, in welche die SchwedInnen ihre Dosen, Flaschen oder den Kasten stellen, trägt zwischen Lappland und Malmö im Zweifel eine Marke: Tomra. Das norwegische Unternehmen hatte die Marktchance, die in der Pfandbranche liegt, rechtzeitig erkannt.
Für die Supermärkte ergeben sich aus der Verpflichtung, die Dosen zurückzunehmen, gleich zwei Probleme, die Tomra gelöst hat: Die manuelle Annahme ist ein Personalproblem und außerdem eine klebrige Angelegenheit. Tomras Lösung sind Automaten, welche das Zählen, Sortieren, Weiterverarbeiten und die Pfandausgabe übernehmen. Die Aludose und die weiche PET-Flasche werden kleingequetscht und geruchsfrei in Plastik verschweißt, die Mehrwegflasche kastengerecht sortiert, und für alles gibt’s den korrekten Bon. Wer will, kann über eine Spendentaste das Pfand an wohltätige Organisationen weiterleiten und erhält statt Pfand eine Spendenquittung. Auch damit haben die Skandinavier gute Erfahrungen gemacht, rund fünf Prozent des Pfandes werden gespendet.
Für die Märkte ist die Anschaffung der Automaten allerdings nicht billig. Eine Dosenquetsche kostet mindestens 5.000 Mark, Allzweckautomaten für Alu, Glas und PET kosten über 50.000 Mark. Im Schnitt kassiert Tomra 15.000 DM pro Pfandautomat – falls man diese nicht auf Leasingbasis vertreibt. Allein an den Pfandweltmeister Schweden konnte Tomra mehr als 6.000 Automaten verkaufen, und auch nach Deutschland wurden schon über 5.000 Automaten verkauft. In Europa hat man mittlerweile eine Marktdominanz von 90 Prozent, doch das eigentliche Geschäft hat man in den letzten Jahren in den USA gemacht.
Auch der Gewinn des grundsoliden Unternehmens kann sich sehen lassen. Der Börsenwert hat sich in vier Jahren mehr als verfünfzehnfacht. Verschiedene Umweltfonds halten sich die als grün und zukunftsträchtig geltenden Tomra-Aktien als jeweils größten einzelnen Posten. Auch beim taz-Nax befindet sich Tomra mit im Portefeuille. Nun erhofft man sich bei Tomra den „Traum von Deutschland“, so die norwegische Tageszeitung Aftenposten, die Einführung des Zwangspfandes. Kein Wunder: Der deutsche Markt dürfte für mehr als 50.000 Pfandautomaten gut sein und könnte damit allein die gesamte Tomra-Produktion der nächsten Jahre abdecken.
REINHARD WOLFF
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