meyer und die nrw-wahl : Ein Klotz am Bein
In der Wahlkampfzentrale der nordrhein-westfälischen SPD dürften die Sektkorken geknallt haben. Denn Angela Merkel will ihren angeschlagenen Generalsekretär im Amt halten. Etwas Besseres hätte den Genossen gar nicht passieren können, müssen sie doch um ihre 38-jährige Vorherrschaft bangen. Angeblich planen sie schon Plakate mit dem Slogan: „Keine Feier ohne Meyer“.
KOMMENTARVON PASCAL BEUCKER
Der CDU-Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers weiß das. Und kommentiert den Entschluss seiner Parteivorsitzenden mit den euphemistischen Worten: Es gebe eine große Unruhe an der christdemokratischen Basis in Nordrhein-Westfalen. Er hätte besser sagen sollen: „Bei mir ist die Unruhe groß.“ Zu Recht. Rüttgers’ Not ist sogar so groß, dass er deutlich auf Distanz zu seiner Parteichefin ging. Dabei tritt er doch sonst stets als treuer Unterstützer von Merkel auf.
Geschichte wiederholt sich gelegentlich, schrieb einmal ein kluger Kopf – das zweite Mal allerdings als Farce. Vielleicht erinnert sich der Rheinländer Rüttgers ja gegenwärtig an diese Worte von Karl Marx. Auf jeden Fall dürften den ehemaligen „Zukunftsminister“ düstere Erinnerungen beschleichen an jene Zeit vor fünf Jahren, als Helmut Kohls Spendenskandal erst seinen schleswig-holsteinischen Parteifreund Volker Rühe und anschließend ihn selbst den sicher geglaubten Wahlsieg kostete. Steht Rüttgers nun das gleiche Schicksal bevor?
Mit „voller Kraft“ wolle er sich in den Wahlkampf an Rhein und Ruhr stürzen, hat der Immer-noch-Generalsekretär Laurenz Meyer in Verkennung jeglicher politischen Realität am Montagabend versprochen. Diese Ankündigung muss Rüttgers wie eine Drohung vorgekommen sein. Auch wenn sich die „Nehmerqualitäten“ Meyers im Gegensatz zu Kohls illegalen Machenschaften tatsächlich wie eine Farce ausnehmen, so sind sie doch eine vergleichbar gefährliche Belastung für ihn.
Deshalb ist das letzte Wort im Fall „Laurenz Nimmersatt“ auch noch nicht gesprochen. Rüttgers kann nicht zulassen, dass seine letzte Chance, nordrhein-westfälischer Ministerpräsident zu werden, so leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird. Schon die mühselig abgeräumten Kölner Problemfälle Hermann-Josef Arentz und Richard Blömer bescherten ihm Blessuren. Will er seine Gewinnaussichten im Mai wahren, wird Jürgen Rüttgers nun beweisen müssen, wie groß sein politischer Einfluss auf Angela Merkel wirklich ist.