piwik no script img

meinungsstark

Rüstungsproduktion? Explodiert!

„Bombenidee Sozialkürzungen. Zur Finanzierung der Rüstungskosten will die FDP alle Sozialausgaben einfrieren und ifo-Chef Fuest fordert Kanonen statt Butter. Geht’s noch? Und wer verteidigt den Sozialstaat?“, taz vom 26. 2. 24

Sehr leicht verständlich hat Clemens Fuest die Logik des Krieges erklärt: Der Geschäftsklimaindex steigt durch erhöhte Rüstungsproduktion, und die ärmeren Bevölkerungsgruppen kommen dafür auf. Beate Schmidt, Borchen

In einer öffentlich-rechtlichen Talkshow wird nun also über ‚Kanonen oder Butter‘ schwadroniert. Frei nach Erich Kästner: Wir sollten den Kakao, durch den man uns zieht, nicht auch noch trinken … Annette Hund, Berlin

Sozialstaat? Soll torpediert werden

„Nicht die Butter vom Brot nehmen. ,Rente oder Rüstung?‘ wird zur zentralen Frage. Doch die Attacken auf den Sozialstaat lenken davon ab, dass auch ein Gegenangriff möglich wäre“, taz vom 26. 2. 24

Der Herr Lindner will den Armen die Butter nicht gönnen / er kann’s ja nicht wissen / dass die sich Butter schon lang nicht mehr leisten können / Nun sollen sie noch viel mehr darben / müssen für Kanonen sparen / Tausende Tote hat der Krieg schon gebracht / sie wurden zu Kanonenfutter gemacht / Weil hirnkranke Männer ihre Machtfantasien ausreizen / dafür tausende Menschen zwangsweise verheizen / Und die Waffen der Deutschen töten am besten/ ob im Norden, Osten, Süden oder Westen.

Schickt doch die „faulen“ Bürgergeldempfänger in den Krieg / statt zu arbeiten, kämpfen sie mit der Ukraine für den Sieg / So seid ihr die Schmarotzer los / die Rüstungskonzerne kassieren famos / das nennt man win-win-win / das ist doch ganz in eurem Sinn / Die Armen und Faulen liegen euch nicht mehr auf der Tasche / die Milliardäre öffnen manche Mag­numflasche / Mit ihren Yachten, Fliegern, SUVs verspotten sie die Umwelt / je kleiner der Penis, desto glänzender der Lack / Ist die Erde kaputt / unterwerfen sie einen neuen Planeten mit ihrem Geld. Nur eins will ihnen noch nicht gelingen / die Unsterblichkeit zu erringen/ Auch wenn die Gräber noch so prächtig/ im Tode sind sie nicht mehr mächtig.

Ellen Al Saadawe, Riegelsberg

Wachstum? Wird schrumpfen …

„Auf Welt ohne Wachstum einstellen“, taz vom 22. 2. 24

Glasklar, logisch, durchweg belegbar und ohne alle Hirngespinste von „grünem Wachstum“ – vielen Dank, Nico Paech! Tosenden Beifall allerdings dürfte ein eigentlich ja rundum befreiendes Ende des fetischisierten Wirtschaftswachstums kaum auslösen – man scheut Stillstand und Rezession wie der Teufel das Weihwasser. Doch auch das ist nachvollziehbar, solange die Existenz der meisten vom System abhängig (gemacht) wird, solange sie mit Arbeit und Freizeit, mit ihrem Konsum, ihrem Wollen und Wünschen die ganze Maschinerie am Laufen halten. Der Übergang von Ausbeutung, Raubbau und Zerstörung hin zu Maß und Vernunft ist vermutlich die einzige Option, um den natürlichen Lebensraum noch halbwegs zu retten – in eine bessere Welt? Da ich in die sozialistische Mangelwirtschaft hineingeboren wurde und in ihr aufgewachsen bin – ganz ohne Auto oder Telefon, jedoch mit Obst und Gemüse aus dem Garten, einem kleinen Hühnerhof, Bus, Bahn und Konsum – kann ich mir ein in allen Bereichen „reduziertes“ Dasein locker vorstellen. Weniger Hamsterrad, weniger Kaufrausch, weniger sinnloses „Must have“-Zeug, weniger Müll. Dafür ein bisschen bescheidener, mehr Zeit für ein bewusstes Leben, eine tiefere Wahrnehmung der Welt, die sich ja doch oft schon vor der eigenen Haustür entfaltet, weniger Burn-out, weniger Depression… Weniger, langsamer, sinnvoller, gesünder. Schöne, beruhigende Vision! Sie wäre unseren Kindern und Enkeln zu wünschen, jedoch zieht man in der Regel bereits den Nachschub kleiner fordernder „Verbraucher“ heran, egal, ob Weibchen oder Männchen. Könnte also schwierig werden mit der Einsicht ohne konkreten Anlass. Ich möchte trotzdem optimistisch bleiben. Jutta Krauß, Creuzburg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen