meinungsstark:
Dieser „Tag X“ erreicht den Landtag
„‚Man kam sich vor wie Tiere‘. Der Protest und Polizeieinsatz zum ‚Tag X‘ in Leipzig wird im Landtag aufgearbeitet“, taz vom 6. 6. 23
Auch wir Demosanitäter*innen der Demonstration für das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit am Samstag, den 3. 6. 23 in Leipzig kritisieren das Vorgehen der Polizei scharf. Dieser Einsatz war nicht mit der Menschenwürde vereinbar. Die UN-Menschenrechtskonvention gilt für alle. Die Polizei ist rechtlich dazu verpflichtet, festgesetzten Personen – darunter auch viele Minderjährige – eine adäquate Versorgung zu ermöglichen; also Zugang zu Wasser, Nahrung sowie sanitärer und medizinischer Versorgung. Dies war in der Nacht vom 3. 6. 23 nicht gegeben.Im Vorfeld sowie bei der Abreise wurden auch einige Saniteams kontrolliert, durchsucht oder gar mit Platzverweisen belegt, sodass eine Anreise unmöglich wurde, auch eine Strafanzeige wurde aufgrund medizinischer Ausrüstung gestellt. Zudem kam es während des Einsatzes zu weiteren Androhungen von Strafverfolgung.
Iza Hoffmann, Demosanitäterin, Leipzig
Falscher Wunderglaube an E-Fuels
„Wetten auf eine unwahrscheinliche Zukunft“,
taz vom 6. 6. 23
Der klimapolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Lukas Köhler, bezeichnet die Äußerungen von Experten, E-Fuels seien der Champagner der Energiewende, also knapp und teuer, als „absoluten Quatsch“. Man könne die Zukunft der Märkte ja nicht vorhersehen. Bei jeder Umwandlung von Energie geht Energie verloren. Das ist Physik, und die wird auch in sehr ferner Zukunft noch gelten. Um CO2-freie E-Fuels herzustellen, braucht man grünen Strom. Es wird also immer teurer sein, Fahrzeuge mit grünen E-Fuels anzutreiben als direkt mit grünem Strom. Wer das Gegenteil behauptet, hängt einem Wunderglauben an. Eduard Belotti, Augsburg
Totalitarismusspektakel Rammstein
„Verharmlosung von Rammstein: Eiertanz ums Eiserne Kreuz“, wochentaz vom 3. 6. 23
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass, nachdem der MeToo-Skandal um Sänger Till Lindemann gewissermaßen die Rammstein-Tür zum Bösen aufgestoßen hat, nun freie Fahrt für allerlei Facetten dieses Bösen gegeben ist. Aber vorgetäuschte Ironie beim Umgang mit rechter Symbolik und sexualisierter Gewalt sind zunächst einmal zwei separate Phänomene. Warum gab es nicht vorher schon eine so kritische Betrachtung der völlig unironischen, supermaskulinen Totalitarismusspektakel Marke Rammstein? So informativ Uwe Schüttes Text ist, er hätte etwas früher kommen sollen. Es geht doch jetzt erst einmal nur um den MeToo-Skandal und nicht um die mehrfältige Exemplifizierung der Charakterisierung dieser Band als grundsätzlich und schon immer böse. Wolfram Hasch, Berlin
So viel zur Politik in Deutschland …
Meine tägliche taz-Lektüre wird für mich immer mehr zu einer enormen Herausforderung: Eine Auto- und Millionärspartei, die alles blockiert, was schon vereinbart war. Ein Kanzler, der den Grußaugust gibt und die heile Welt verkündet. Die Grünen, die jede Schweinerei mittragen und sich ansonsten mit guten Vorhaben nicht durchsetzen können und von der Opposition mit Hilfe der Blöd-Zeitung verleumdet werden. Eine Polizeiakademie-Lehrende, die entlassen wird, weil sie das Nest voller „braunem Dreck“ beschmutzt. Junge Menschen, die aus Angst um ihre Zukunft sehr moderat auftreten, werden kriminalisiert und als Klima-RAF bezeichnet. Menschen, die Flüchtende vor dem Ertrinken retten, werden ebenfalls eingesperrt. Ein paar tausend Ertrinkende? So what! Und nun noch dieses skandalöse Urteil gegen angebliche Linksterroristen, die deshalb so gefährlich sind, weil sie harmlose Nazis verprügelt haben sollen. Ich bin froh, dass ich schon alt bin. So bleibt mir vielleicht noch das „Heil Höcke“ erspart. Ellen Al Saadawe, Riegelsberg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen