piwik no script img

meinungsstark

„Demeter-Schrumpelbauer“

„Der Apfel, der doch

nur Apfel sein will“,

taz vom 6. 2. 21

Die Gedanken von Felix Zimmermann bzgl. der Apfelaufkleber sind sehr interessant. Er erwähnt zwar die Apfelanbau-Region Südtirol, nicht aber, dass dort die Bäume bis zu 37mal im Jahr mit giftigen Pestiziden besprüht werden, um technisch einwandfreie, aber leider nicht mehr sehr gesunde Äpfel zu erzeugen. Das Plastikmüll-Aufkleberproblem sehe ich in diesem Zusammenhang eher im untergeordneten Bereich. So richtig gestört hat mich jedoch seine Wortwahl im letzten Absatz, in dem er sehr gut seine Prioritäten beim Lebensmitteleinkauf erkennen lässt. Ich bin Mitglied in einer Demeter-Solawi, und das Wort „Demeter-Schrumpelbauer“ ist für mich eine Geringschätzung ohnegleichen. Es werden hier nämlich zum einen nicht nur Menschen herabgewürdigt, die sich unter großen Mühen für den Erhalt unserer Umwelt einsetzen, sondern auch wird der Landwirt direkt als schrumpelig angegriffen. Die taz gibt sich so viel Mühe, ihre Texte durch Sternchen und große Is so unleserlich wie möglich zu machen, und wird nicht müde zu beweisen, dass sie eine Zeitung ist, die nicht zu den bösen Frauendiskriminierern zählt. Diese ethische Korrektheit hört offensichtlich aber genau dort auf, wo auch das ewig nervende Frauenthema aufhört, zumindest hätte ich mir wenn schon die geschlechterübergreifende Bezeichnung „Demeter-Schrumpelba(ä)uerIn“ oder wie auch immer, gewünscht. Oder wäre das dann wieder diskriminierend, weil Frauen ja heutzutage unmöglich schrumpelig sein dürfen?

Sylvia Hartung, Tollow

Sprachhygienisierung

„Merkel konkretisiert Lockerungsplan“,

taz vom 23. 2. 21

Sehr geehrte Damen und Herren und Transgender, gerne weise ich Sie auf Folgendes hin: Die akrobatische Formulierung „Ministerpräsident*innen“ beschreibt männliche, weibliche oder Transgenderpersonen, die ein ausschließlich männlich besetztes Kabinett von Ministern führen. In Ihrer Logik müsste es also heißen: „Minister*innenpräsident*innen“. Ich bitte Sie: machen Sie sich ehrlich und hören Sie auf mit dieser technokratischen, leblosen Sprachhygienisierung. Das Konzept ist widersprüchlich, inkonsequent und deshalb dämlich.

Sebastian Heller, Berlin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen