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meinungsstark

Keine Sternstunde für den Gender*?

„Medien und Political Correctness: Büttenrede aus dem Homeoffice. Dogmatismus ist genauso schlimm wie das, was er zu bekämpfen vorgibt. Denn er teilt die Welt in zwei Lager, ohne Chance auf faire Debatte“, taz vom 18. 2. 21

Liebe taz-Redaktion, in dieser Kolumne berichtetet Steffen Grimberg über einen internen Konflikt der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (­DGPuK). Man kann sich sicher darüber streiten, ob ein interner Konflikt der DGPuK für die taz-Leserschaft von Interesse ist. Wenn man das Thema aber aufgreift, sollte man auch die Fakten recherchieren, bevor man fast 400 Wissenschaftler*innen, die einen offenen Brief unterzeichnet haben, „unreflektierten Dogmatismus“ vorwirft. Angeblich, weil sie nicht zur Diskussion bereit sind. Falsch! Wie man mit einem kurzen Anruf (oder Googeln) hätte herausfinden können: Eine Diskussion findet statt und ist seit dem 12. Februar öffentlich einsehbar: www.dgpuk.de/de/foren/gender. Auch der offene Brief kann nachgelesen werden: www.dgpuk-genderstern.de. Dort wird erkennbar, dass Stein des Anstoßes eine Polemik in einer wissenschaftlichen Zeitschrift ist, die das Anliegen einer nichtdiskriminierenden Sprache nicht verstanden und den Forschungsstand zum Thema nicht rezipiert hatte. Stattdessen wurden die Ver­tre­te­r*in­nen der geschlechtergerechten Sprache rhetorisch in die Nähe von Nationalsozialismus und Totalitarismus gerückt. Dass ausgerechnet die taz, statt zu recherchieren, plumpe frauen- und wissenschaftsfeindliche Stereotype wiederholt, hat uns erschreckt und enttäuscht. Zumal die Kolumne ganz offensichtlich auf einen Beitrag im Tagesspiegel zurückgeht, in dem eine der beiden Konfliktparteien Gelegenheit erhielt, einseitig ihre Sicht der Dinge darzustellen und sich dabei unter anderem zum Netzwerk Wissenschaftsfreiheit bekannte, dessen Mitglied Michael Sommer es für akademisch essentiell hält, Politiker wie Björn Höcke in universitäre Veranstaltungen einladen zu können.

Friederike Herrmann (Professorin für Journalistik KU Eichstätt) und Margreth Lünenborg (Professorin für Journalistik FU Berlin) als Co-Initiatorinnen des offenen Briefs

Staatliches Lieferkettengesetz

Ausbeutung in der Landwirtschaft. Das kaputte Zertifikat. Wird unser Obst und Gemüse unter guten Arbeitsbedingungen geerntet?“, taz vom 27. 2. 21

Das Lieferkettengesetz ist ein wichtiger erster Meilenstein auf dem Weg zu einer gerechteren Weltwirtschaftsordnung. Es greift bisher aber zu kurz und muss konsequent weitergedacht werden. Ziel sollte es sein, dass nur noch Produkte verkauft werden dürften, die Mindeststandardards in sozialer und ökologischer Hinsicht und bezüglich des Tierschutzes genügen müssen – egal wo sie produziert wurden. Appelle an das Gewissen der Verbraucher und ein entsprechendes Bewusstsein dienen letztlich nur dazu, systemische Probleme auf individueller Ebene lösen zu wollen – und die bisherigen Missstände aufrechtzuerhalten. Komplexe Produktionsketten können nicht individuell vom Verbraucher nachvollzogen werden, Preisunterschiede hingegen schon. So belohnt der unregulierte Markt Anbieter mit den geringsten Standards, die zu den geringsten Preisen produzieren. Auch Siegel sind keine Lösung, da sie auf Freiwilligkeit beruhen und letztlich für den Verbraucher undurchsichtig bleibt, welche Standards durch wen kontrolliert werden. Wie das Beispiel TÜV zeigt (Zertifizierung eines Damms in Brasilien, der brach, sowie von minderwertigen Brustimplataten), aber auch das G.A.P.-Zertifikat, muss die Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards in staatlicher Hand bleiben. Private Zertifizierungsorganisationen, die im Wettbewerb stehen, werden sich hüten, zu streng zu kontrollieren, um keine Folgeaufträge zu verlieren.

Betina da Rocha, Bremen

Po­do­lo­g*en sind keine Fußpfleger*

„Gut zum Fuß“, taz vom 27. 2. 21

Wir Podologen arbeiten medizinisch – wir sind systemrelevant. Quatsch, dass wir geschlossen hatten! Ohne Podologie würden die Amputationen steigen! Yvonne Niehus, Herzberg

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