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meinungsstark

Stimmig und gut recherchiert

„Ein anderer Blick auf Frauen“, taz vom 24. 12. 19

Dieser stimmige und gut recherchierte, auf Fakten beruhende Debattenbeitrag ist mir meinen ersten Leserbrief wert. Insbesondere der Punkt, dass auch deutsche erwachsene Frauen sich in der Regel nicht freiwillig prostituieren, sondern überproportional oft Opfer von Missbrauch sind, und dass der Schritt in die Prostitution ein „Symptom einer posttraumatischen Belastungsstörung“ ist, ist hervorzuheben. Denn der Verweis auf die „Freiwilligkeit“ gehört zu der beliebtesten Rechtfertigung von Männern, die immerhin Ansätze eines schlechten Gewissens zeigen.

Hinzuzufügen wäre gegebenenfalls noch, dass die wenigen verbleibenden Frauen, die auch ohne Missbrauchsvorgeschichte die Entscheidung für den Sexverkauf treffen – vor allem, um schnelles Geld für die Erfüllung hoher Konsumansprüche (natürlich systemimmanent) zu verdienen –, dies später bitter bereuen durch die Traumatisierung der körperlichen und vor allem auch psychischen Erniedrigungserlebnisse, wie viele Erfahrungsberichte zeigen. Bleibt zu hoffen, dass tatsächlich die Diskussion in Richtung nordisches Modell wieder in Gang kommt und die Entscheidung am Ende auch so fällt, zugunsten der Menschenwürde von Frauen aller Na­tio­nen. Susanne Stoll-Kleemann, Lubmin

„Selbstbestimmt“ in der Prostitution?

„Ein anderer Blick auf Frauen“, taz vom 24. 12. 19

Sehr geehrte Frau Moulin, haben Sie vielen Dank für Ihren erfrischend direkten Artikel. Ich frage mich, was die ziemlich lauten Unterstützer*innen des Sexkaufs beabsichtigen. In deren Veröffentlichungen kommt das Thema „Ausstiegshilfen“ für in der Prostitution arbeitende Personen nur ganz am Rande vor. Es dominieren dagegen Forderungen nach einer Verbesserung des Arbeitsumfelds nach dem Motto: „Prostitution ist als ,ältestes Gewerbe‘ nicht zu vermeiden, also müssen die Betroffenen geschützt und unterstützt werden.“ Das bedingt letztlich nur eine Stabilisierung eines menschenverachtenden Gewaltsystems, statt es zu beenden. Dagegen ist die ständig wiederholte Behauptung, ein Sexkaufverbot würde die Lage der Betroffenen nur verschlimmern, völlig unbewiesen.

Der gerne herangezogene vermeintliche Beweis in Form des teilweisen Misserfolgs des nordirischen Sexkaufverbots (Bericht Universität Glasgow) sticht nicht. Die nordirische Polizei muss eingestehen, dass ihr im Gegensatz zu den schwedischen Kollegen die Befugnisse für eine Überführung der Sexkäufer im nichtöffentlichen Bereich fehlen, wohin sich die Prostitution zunehmend verlagert. Die schwedische Polizei hat dagegen, wie Sie erwähnen, keine Probleme, Sexkäufer in Hotels oder Wohnungen zu stellen. Dabei ist nach Auskunft der Polizei ihr Verhältnis zu den Sexkaufanbieter*innen problemlos. Daher kann auch nicht von der Gefährdung der Betroffenen gesprochen werden. Dies umso mehr, als Schweden aufgrund des polizeilichen Verfolgungsdrucks zunehmend unattraktiv für Menschenhändler wird. In Deutschland finden diese dagegen ein sehr günstiges Geschäftsumfeld. So belieferten sie das Vorzeigebordell Paradise in Stuttgart. Dessen Ruf als Ort „sauberer Prostitution“ wurde vom Gericht als Lüge enttarnt.

Die Anzahl wirklich „selbstbestimmt“ in der Prostitution Arbeitender beträgt je nach befragtem Experten zwischen 2 und 10 Prozent. Diesen steht die erschütternd hohe Zahl zumeist aus den armen Regionen Osteuropas gelockter oder verschleppter Sexsklavinnen gegenüber. Valentin Klöppel, München

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