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meinungsstark

Eine unverbesserliche Rassistin

„Alman iş te! Deutsche eben!“, taz vom 4./5. 8. 18

Nach all dem, was ich in letzter Zeit zum Thema Integration gelesen habe, verstärkt sich bei mir der Eindruck, dass ich eine unverbesserliche Rassistin bin. Da hilft auch nicht, wenn ich zu meiner Entlastung anführe, dass ich in verschiedenen Ländern Afrikas gelebt habe und die dort mit Einheimischen geschlossenen Freundschaften noch immer pflege. Auch die vielen Jahre als gewerkschaftliche Aktivistin gegen den institutionalisierten Rassismus der Apartheid zählen wahrscheinlich nicht, genauso wenig wie die von mir für Fachkräfte der Entwicklungszusammenarbeit durchgeführten Seminare zum Thema Rassismus.

Erst gestern ist es nämlich wieder passiert: Ich habe die dem Namensschild nach türkischstämmige Verkäuferin gefragt, aus welcher Gegend der Türkei ihre Familie kommt – es hätte ja sein können, dass ich schon mal dort war. Mir war nicht bewusst, dass ich sie mit meiner Frage möglicherweise rassistisch beleidigt habe. Morgen werde ich mal nachfragen und mich entschuldigen. Brigitte Reinhardt, Bad Honnef

Ein Heim für DDR-Bücher

„Mehr Licht für deutsche Gehirne “, taz vom 4./5. 8. 18

Lieber Martin Reichert, Ihre Texte – insbesondere die Kolumnen aus Brandenburg – lese ich immer gern, und ganz herzlichen Dank für diesen Artikel. Ich bin (auch) DDR-sozialisiert, mit der Wende an der Humboldt-Uni fertig studiert.

Die taz begleitet mich seit dieser Zeit. Sie ist mit mir über Salzwedel im nördlichen Sachsen-Anhalt 1995 nach Ostwestfalen-Lippe umgezogen. Mit mir viele Bücher aus DDR-Verlagen, die wir oft nur über Hartnäckigkeit, „Beziehungen“ oder extrem viel Glück erhalten konnten. Schwer vorstellbar, dass diese eines Tages aus meinem Nachlass womöglich im Müll landen. Ihr Hausbesuch bei Peter Sodann hat mich auf eine Idee gebracht. Sabine Wagner, Löhne

Anfüttern mit Jagdevent

„Tourist go home“, taz vom 31. 7. 18

Das Sommerloch und die anhaltende Hitze mögen dazu beigetragen haben, dass ihr meint, der Eisbär auf Spitzbergen, der ein Crew-Mitglied der „Bremen“ beim Landgang angegriffen hat, habe sich gegen diese Eindringlinge „gewehrt“, ja sei gar auf einem „Rache“-Feldzug gewesen.

Nichts davon stimmt, es ist reine menschliche Projektion. Das Tier, im Sommer durch die weggeschmolzenen Eisschollen des Meeres zur Nahrungssuche auf die Insel getrieben, war vermutlich hocherfreut, etwas Fressbares gesichtet zu haben, und hat in seiner Begeisterung den Typ mit dem Bärentöter übersehen. Juristisch könnten bösartige Advokaten die Crew allenfalls dafür attackieren, dass sie eine unbewaffnete Person vorgeschickt und dann den tödlichen Schuss auf den Bären abgefeuert hat; man könnte das als „Anfüttern“ mit anschließendem Jagdevent betrachten, und das ist strikt verboten auf Spitzbergen – auch wenn der Köder fürs Anfüttern ein Mensch ist.

Jedenfalls lassen sich Eisbären nur schlecht für politische Ziele instrumentalisieren; sie verhalten sich einfach nicht wie echte Kombattanten, sondern wie Tiere, denen der Sinn für interessengeleitete intellektuelle Bündnisse in der Regel abgeht. Rolf Oesterlein, Nieder-Olm

Auf hohem Ross

„Einmal arm? Das bringt doch nix“, taz vom 31. 7. 18

Natürlich könnte man aus dem Versuch, mit 150 Euro einen Monat auszukommen, eine wertvolle Aussage ziehen. Natürlich nicht die, ob es der österreichischen Sozialministerin Beate Hartinger-Klein gelingt, mit diesem Betrag einen Monat auszukommen. Nein, interessant wäre die Diskrepanz zu dem Geldbetrag, den sie in diesem Monat benötigt, um ihren ganz normalen Tagesablauf weiterzuverfolgen. Da zeigte sich dann vermutlich sehr deutlich, auf welch hohem Roß sie reitet. Den gleichen Vorschlag habe ich übrigens (bislang erfolglos) Herrn Spahn gemacht. Carlo Schmidt, Stuttgart

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