meinungsstark:
„Ist Spanien noch zu retten?“, taz vom 2./.3. 10. 17
So entstehen Bürgerkriege
Ich sehe die Bilder im Fernsehen und mir stockt der Atem. Der „spanische Staat“ verhält sich so, als ob mit der Abstimmung über die Unabhängigkeit einer Region der Untergang Spaniens eingeläutet werden würde. Es entsetzt mich, wie man auf friedliche Bürger einprügelt, als wenn es sich um Terroristen handeln würde. Und Europa sieht zu. Deutschland sieht zu. Ein Deutschland, in dem vor 28 Jahren noch nicht einmal die SED in der DDR gewagt hat, so mit ihren eingesperrten Bürgern umzugehen. Wer wissen will, wie Bürgerkriege entstehen oder wie man bei den Bürgern einen unbändigen Hass auf den Staat und auf Europa schüren kann, der sollte sich die Entwicklung in Spanien ansehen. Udo Siebrasse, Gelsenkirchen
Für ein Europa der Regionen
Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy hat jede Kompromisslösung mit Katalonien blockiert. Ich finde es nicht gut, dass fast jeder Staat in Europa solche Polizeieinheiten bildet und unterhält, die sogar alte Menschen und Frauen derart verprügeln können. Solche Bilder kenne ich aber auch aus Italien (Genua 2001) und Deutschland (Stuttgart 21). Das Gewaltmonopol des Staates und die Demokratie als Möglichkeit der Selbstbestimmung stehen immer wieder in Konflikt miteinander. Auch deshalb bin ich für ein Europa als Föderation der Regionen statt der Nationen, mit einem Prinzip des transparenten Ressourcen- und Finanzausgleichs.
Davide Brocchi, Köln
„Klares, klares Wasser“, taz vom 30. 9. 17
Wir bezahlen die Gülle im Wasser
Sehr geehrte Frau Wiener, es ist schade, dass Sie sich ganz offensichtlich wie viele Ihrer schreibenden Kolleg/innen vor Ihnen zum Thema Wasser nicht wirklich mit der Zusammensetzung des Wasserpreises befasst haben. Sie schreiben, dass ein Liter Leitungswasser 0,2 Cent kostet. Dabei handelt es sich aber nur um einen Teilbetrag, da der Wasserpreis sich immer aus den Posten „Wasser“ und „Abwasser“ zusammensetzt. Bei uns beträgt der Preis für einen Liter Leitungswasser circa 0,3 Cent + 0,6 Cent für das Abwasser, so dass der reale Wasserpreis pro Liter nicht bei 0,2, sondern bei knapp 1 Cent liegt. Bei einem durchschnittlichen Wasserverbrauch von 130 l täglich macht dies im Monat schon eine Differenz von 34,20 Euro aus – und das pro Person. Hinzu kommt, dass sich durch die Überdüngung und Gülle Einbringung in der Landwirtschaft der Nitratgehalt des Grundwassers in Zukunft weiter erhöht, so dass der Wasserpreis in den nächsten Jahren um voraussichtlich 60 Prozent steigen wird. Das ist aus meiner Sicht der eigentliche Skandal, dass nämlich die Kosten der Produktion von billigem Fleisch aus Massentierhaltung auf die privaten Wasserkunden umgelegt werden. Christoph Höhle, Alfter
„Kiffen, Dreads, Rum? Armes Jamaika!“, Leserbrief 30. 9. 17“,
Leserbrief vom 30. 9. 17
Politkauderwelsch ohne Respekt
Jamaika“-Koalition? Eine tatsächliche Region der Erde, von realen Menschen bevölkert, als Projektionsfläche einer in jeder Hinsicht sinnlosen Ausprägung des Spaßfaktors „unseres“ Politkauderwelschs – zur Idiotie dieses Idioms kommt somit auch noch Respektlosigkeit. Anlässlich der letzten Landtagswahl wurde sogar „Keniakoalition“ kreiert. Verehrte Journalistenzunft, für einen Moment waren sie ja mal lustig, diese Wort„spiele“. Aber zu einem Spiel gehören zwei. Und das Mainstreaming dieses bloß von Eitelkeit und – auf die Dauer – von Dummheit genährten, abgedroschenen Politbrauchtums ist auch einer der zahllosen Klimafaktoren, die auf der andern Seite des Spektrums die Verweigerung der politischen Teilhabe nur befördern. Da können Sie noch so brav genitivfreie Rückübersetzungen in Ihren Inklusionsformaten anbieten. Es ist noch eine Respektlosigkeit. Michaela Sprick, Dußlingen
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