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mein erster sonnenbrand von KARL WEGMANN

Es ist heiß. Ich liege am Strand irgendeiner tropischen Insel und röste so vor mich hin. Da tauchen plötzlich ein Zwerg mit Mundharmonika und ein lila Schoko-Osterhase mit Maultrommel auf. Sie spielen voller Inbrunst das Star-Wars-Thema. Ich sage noch „geht mir aus der Sonne“, aber da bin ich auch schon wach und sehe, dass das Handy genau neben meinem Kopf auf der Pritsche liegt. Ich gehe ran. Willy ist am anderen Ende und fragt: „Wolltest du jetzt helles oder dunkles Hefe-Weizen?“ Ich krächze: „Egal, Hauptsache flüssig“. Dann überlege ich, ob das Leben vor den Handys eigentlich angenehmer oder unbequemer war. Ich komme zu keinem eindeutigen Ergebnis.

Willy und Konscho sind mit dem Bier und den Grillsachen zurück. Grillen im April – auch nicht schlecht. Obwohl, im vergangenen Jahr haben wir schon im März … Willy entdeckt die leere Flasche Gelber Muskateller, sieht mich an und diagnostiziert: „In der Mittagssonne eingeschlafen, bei diesem Wetter genügt schon ein Gläschen, jetzt hast du einen Sonnenbrand.“ Es stimmt, mein Gesicht brennt. Ich räume den Roman von Mark Cirino weg, erhebe mich und sage: „Du doch auch und zwar schon seit vorgestern, stell’ mal das Bier kalt.“ – „Ist schon kalt“, grinst Willy, „die haben im Getränkemarkt jetzt einen ausgefeilten Service, die kühlen die Kisten vor.“ – „Wow“, staune ich, „also lass rüberwachsen“. Konscho summt eine griechische Schnulze und bereitet den Grill vor. Jedes Jahr das Gleiche. Kaum ist die Sonne da, sind wir draußen – und holen uns einen Sonnenbrand. Konscho natürlich nicht, aber der wird ja selbst im Winter nicht blass und jetzt ist er schon wieder guerillabraun, nach nur zwei Wochen Frühlingssonne. Total ungerecht.

Wir trinken jeder ein Weizen als Aperitif, Willy legt das „Cover Magazin“-Album von Giant Sand auf, und während Howe Gelb Black Sabbath’s „Iron Man“ auseinander nimmt, hat Konscho die Langustenschwänze fertig. Ein leichter Wind kommt auf und lässt uns frösteln, aber die Sonne ist immer noch da. Willy entkorkt ein Flasche badischen Riesling, und ich tröpfele ein bisschen Zulu Fire Sauce auf mein totes Meeresgetier. Wir quatschen über Urlaub und den neuen Film von David Fincher. Plötzlich sagt Willy: „Ach übrigens, ich hab da ein ziemlich positives Mittel gegen Sonnenbrand, und zwar die neue Antifaltencreme von Marlies. Ist sauteuer das Zeug, aber wirklich gut. Nix brennt mehr, und die Haut wird richtig seidig“. Ich notiere mir die Marke und nehme mir vor, sie Regina zu empfehlen. Dann kommt Konscho auch schon mit den Lammfilets. Der Wind wird ein wenig stärker und kälter, aber wir halten tapfer durch, der Blaue Burgunder hilft. So kommt der Freitagnachmittag allmählich in die Jahre. Als Dessert gibt’s noch ein Hefeweizen, und Willy fragt: „Will jemand Kaffee?“ Konscho und ich lachen, und Willy steht auf und holt die Williams Christbirne.

Ich lehne mich zurück, schließe die Augen und bin schon bald wieder auf meiner Insel. Ich spüre die Sonne in meinem Gesicht und frage mich, wo nur der Zwerg und das Schoko-Karnickel bleiben.

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