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mario gomezFein veranlagt

Am Samstag jubelte er schon nach 15 Minuten, ganz typisch: Mario Gomez schwang die Arme in Hüfthöhe zur Seite, um einen spanischen Torrero nachzuahmen. Das macht er in letzter Zeit immer, wenn er getroffen hat. Er trifft derzeit sehr oft. Gomez’ Vater José ist Spanier und so haben sie dem 21-Jährigen in Stuttgart den etwas fragwürdigen Beinamen „Tor-rero“ verpasst. „Tor-rero gefällt mir besser als Super-Mario“, sagt Gomez. Gegen Werder Bremen hat er wieder ein Tor geschossen, 4:1 hat sein Klub gewonnen. Wer weiß, was sich die Insassen der Wortspielhölle nun wieder ausdenken?

Das neue gewonnene Selbstvertrauen war dem Jungnationalspieler im Topspiel gegen Werder Bremen bei jeder Bewegung anzumerken. Beim frühen Führungstor zog er gleich zwei Verteidiger auf sich, Roberto Hilbert hatte deswegen beim 1:0 freie Bahn. Physisch unglaublich robust präsentierte er sich dann vor seinem Saisontreffer Nummer zwölf, als er sich nicht abschütteln ließ und präzise zum 2:0 abschloss. „Ich gebe ganz offen zu: Das wäre ein Spieler, der gut zu uns nach Bremen passen würde“, ließ sich Werders Sportdirektor Klaus Allofs nach dem 1:4-Dämpfer im Titelrennen entlocken. In Bremen hält man bekanntlich bereits die Augen nach einem eventuellen Nachfolger für den Weltklassestürmer Miroslav Klose auf. Das Stuttgarter Eigengewächs – seit 2000 ist er beim VfB – entschied das zum Duell der Angreifer stilisierte Aufeinandertreffen mit dem WM-Torschützenkönig klar für sich. Nicht nur wegen des Treffers. In der zweiten Halbzeit geriet der VfB freilich noch einmal gewaltig unter Druck. Nicht zuletzt Gomez war es zu verdanken, dass sich der VfB zumindest zweitweise vom Werder-Dauerdruck wieder befreien konnte. Er erkämpfte sich Bälle und verlagerte das Spielgeschehen in die Bremer Hälfte. Klar, dass er das 4:1 vorbereitete.

„Mario ist sehr torhungrig, sehr dynamisch, sehr schnell. Er hat große Fähigkeiten“, schwärmte dann auch Bundestrainer Jogi Löw. Von seinem Vorgänger Kevin Kuranyi spricht in Stuttgart längst niemand mehr – auch wenn er wohl nicht so kopfballstark ist wie Kuranyi, so ist er doch der deutlich höher veranlagte Stürmer. KLAUS TEICHMANN

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