maitour mit jürgen : Dachverband mit Dachschaden
Das D in DGB muss für Dialektik stehen. Die theoriefesten Strategen des gewerkschaftlichen Dachverbands in NRW überbieten sich derzeit darin, widersprüchliche Meinungen und scheinbar Gegensätzliches irgendwie zu verbinden. Erst stattete der neue DGB-Landesbezirkschef Guntram Schneider dem Landesparteitag der altsozialen Wahlalternative WASG einen Besuch ab, um über die „Organisation von politischem Widerstand“ gegen die weit verbreitete Kürzungspolitik zu plaudern. Jetzt wird bekannt, dass der DGB zu seiner wichtigsten Veranstaltung, der traditionellen Maikundgebung, CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers eingeladen hat. Dass die Kollegen von Ver.di gegen die Rüttgers-Regierung streiken, scheint den Dachverband nicht zu kümmern.
KOMMENTAR VONMARTIN TEIGELER
„Ideologen“, „Hardliner“, „Betonpolitiker“ – seit Wochen wehren sich Arbeitnehmervertreter gegen die Haltung der Rüttgers-Regierung im öffentlichen Dienststreik. Ganz im Gegensatz zur arbeitnehmerfreundlichen Rhetorik des CDU-Landeschefs, gehört die konservativ-marktliberale NRW-Regierung im Arbeitskampf um die 40-Stunden-Woche zur verhandlungsresistenten Mehrheit der CDU-geführten Länderregierungen. An Tarifverträgen und einem fairen Interessensausgleich scheint dieser ideologische Block nicht interessiert zu sein. Dass ein Vertreter dieser Anti-Gewerkschafts-Allianz nun am 1. Mai sprechen soll, ist ein Zeichen der Schwäche des DGB. Es wäre ungefähr so, als ob die IG Metall den Chef der Metallarbeitgeber auf dem Höhepunkt eines möglichen Streiks einladen würde.
Bei der IG Metall wäre dies undenkbar. Beim DGB nicht. Beim Dachverband scheint nichts mehr undenkbar zu sein, fast sieht es nach einem kleinen Dachschaden aus. Dabei spricht nichts dagegen, wenn Gewerkschafter mit Rüttgers reden. Aber als Arbeiterheld für den 1. Mai taugt der nicht.