männer & andere Zwischenstufen (I) : Freddie Ljungberg, Sexsymbol
Der Sexappeal der WM. Heute: Karl Fredrik Ljungberg (sprich: Jüngberch) 29, Schweden, geboren in Vittsjö, im Schonischen
Olof Mellberg, sein Intimfeind, ist vielleicht nur neidisch. Auf ihn, der mehr Fanpost erhält, der heftiger angebetet wird, dessen Fotos Schlafzimmer ziert und Kühlschränke, ein Kerl, der über das Fachfußballerische hinaus jede Menge bietet, was ihn zum Idol macht. Karl Fredrik Ljungberg, kurz: Freddie, ist das Sexsymbol der schwedischen Nationalmannschaft.
29 Jahre ist er alt, geboren in Vittsjö, was im Schonischen liegt, wo Henning Mankell die meisten seiner Morde hat stattfinden lassen. Ljungberg (sprich: Jüngberch) war Scouts früh schon als ackergäulisch arbeitender Stürmer aufgefallen, seit 1998 spielt er beim Weltklub FC Arsenal .
So hätte das sein Bewenden haben können: ein Gastarbeiter auf der Insel zu sein – das ist keine biografische Rarität, erst recht für keinen robusten Fußballer. Ljungberg aber wurde über andere Seiten zum Star, ausgesprochen unschwedisch geneigt, zeigte er sich auch fastganzkörperlich, als er vom Unterwäschehersteller Calvin Klein gefragt wurde, ob er sich für eine neue Produktlinie fotografieren lassen würde. Ja, er wollte. Die Bilder, die ihn schließlich in einer europaweiten Kampagne zeigten, lassen einen dankbar sein für diesen exhibitionistischen Mut. Da wurde ein Kerl sichtbar, der einerseits, skinnig auf dem Kopf geschoren, eine kantige Männlichkeit verströmt, andererseits in der Pose, die seinen absolut muskulierten Oberkörper zeigt, seine straffen Arme wie die kräftigen Schenkel, absolut scheu, fast weich und freundlich. Die Lippen eine Einladung, der Blick wach mit nötigem melancholischem Einschlag, um nicht als allürenhaft zu gelten. Ein Macker zum Schmusen: Ljungberg eckte mit diesem Nebenjob nicht einmal an bei den gewöhnlichen Männerschweden – so sein wie er wollen ja die meisten. Männlich fest und doch nicht so stählern: Der Stürmer, dessen schonisches Schwedisch gern in seinem Land veräppelt wird, weil es so qualmend-bäuerisch klingt, ist der Teddybär für Frauen, das Idol für Heteromänner – und das Pin-up für Massen von Schwulen, die sich kaum satt sehen können an diesem Körper, der außerdem so geschmeidig zu tänzeln weiß um den Ball, mit dem Ball, gegen den Ball. Ljungberg, schrieb eine wahrscheinlich glühend neidische Frau aus Uppsala in einem Brief an den Sender SVT, röche bestimmt auch gut nach dem Abpfiff und vor der Dusche: Die allermeisten wissen es natürlich nicht – aber die brünftige Unterstellung unterfüttert nur weiter den Ruhm jenes Mannes, der wahrhaft das verkörpert, was David Beckham nur behauptet: ein metrosexuelles Stück Biologie namens Mann, nicht homophob, den Frauen entschlossen zugewandt. Ein großer Junge, der sich genießt, auf dem Rasen und danach. Welcher Mann mit begrenzteren Mitteln könnte da nicht eifersüchtig werden? JAF
Ljungberg-Watch: Heute, 21 Uhr, Schweden – Paraguay SEITE VII