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Archiv-Artikel

luca toni Prego!

Das war alles geplant. Nach 14 Minuten schießt der FC Bayern das erste Saisontor, und vom Band läuft plötzlich nicht die gewöhnliche Tormelodie, der Zillertaler Hochzeitsmarsch, sondern „Azzurro“ von Adriano Celentano. Nach dem Verlesen des Torschützen sagt der Stadionsprecher „Grazie“, und die Fans rufen „Prego“. Und dann stimmen einige sogar die italienische Nationalhymne an. Bestimmt hatten sie geübt.

Dass Luca Toni, der für etwa 12 Millionen Euro vom AC Florenz nach München gewechselt war, in der ersten Bundesliga-Partie tatsächlich von Beginn an spielte, kam für viele überraschend. Trainer Ottmar Hitzfeld hatte noch am Donnerstag gesagt, der Italiener werde wegen einer gerade auskurierten Knieverletzung wohl noch auf der Bank sitzen, insgeheim aber hatte er sich schon am Mittwoch entschieden, ihn neben Miroslav Klose auflaufen zu lassen.

Toni hatte in Florenz in drei Spielzeiten 67 Tore erzielt, und Italien hatte gestaunt. Denn Toni war schon 28 Jahre alt, als er erstmals mit 31 Treffern Torschützenkönig der Serie A wurde. In München nun tat er bei seinem ersten Spiel das, was von ihm erwartet wurde: Er spielte einen italienischen Stiefel, aber einen überaus schön anzusehenden. Per erhobenen Arm signalisierte er seinen Mitspielern Dutzende Male, dass er anspielbereit sei, er arbeitete auch mehr nach hinten als Klose, behauptete Bälle und war „ein ständiger Unruheherd“, wie Hitzfeld sagte. Nachdem Toni wegen seines Faserrisses weder im Liga- noch im DFB-Pokal spielen konnte, war es umso überraschender, wie er sich mit Klose verstand.

Auch nach dem Spiel gab er den typischen Italiener. Noch in der Kabine machte er sein Handy an, da waren schon zahlreiche SMS aus Italien angekommen. Sein erstes Tor für den FC Bayern sei dort mit großem Interesse verfolgt worden, erzählte er den neugierigen Journalisten. Ansonsten sei er gerade sehr müde, aber es sei ein toller Sieg gewesen, und überhaupt: „Ich habe noch nie in so einem schönen Stadion gespielt.“ Man glaubt ihm das alles, denn trotz seiner 1,96 Meter wirkt Toni wie ein fröhliches Kind, das Fußball spielen und Tore schießen darf. Und es ist klar, dass er neben dem Platz hauptsächlich damit zu tun haben wird, die Autogramme für die weiblichen Fans zu schreiben.

CHRISTOPH LEISCHWITZ