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Archiv-Artikel

lokalkoloratur

Von aldi

Der Kritikerpapst unter den Kritikerpäpsten, Marcel Reich-Ranicki, eierte unlängst, im Oberflächenmedium TV auf den von ihm zusammengestellten Literaturkanon angesprochen, ein wenig herum. Es handele sich dabei gar nicht um eine strenge Angelegenheit; er empfehle bloß. Noch nicht ganz von solchem Einfluss ist sein Kollege Joachim Kaiser; einen der bedeutendsten unter den deutschen Kritikern – der Musik, der Literatur und überhaupt des eng gefasst Kulturellen – nennt ihn gleichwohl nicht nur die Süddeutsche, der er seit 1959 verbunden ist. Vom Hamburger Verlag Hoffmann und Campe erhält der 75-Jährige nun den „Preis der Kritik“. Kaiser sei „Anwalt des ‚Klassischen‘, der Tradition“, heißt es zur Begründung, zudem ein „unerschrockener Verteidiger“ und zwar, oh je, „eines ‚Kanons‘ von Meisterwerken“. Darunter machen es diese Päpste wohl nicht mehr. aldi