logologie (8) : Die BSAG
Was früher das Wappen war, ist jetzt ein Logo: Ein Symbol, das Stärken optisch auf den Punkt bringt. Statt federgeschmückten Helmen wird heute meist reduzierten Strichzeichnungen der Vorzug gegeben – die trotzdem Wesentliches über die Firma aussagen sollen. Grund genug, in einer Serie ausgewählte Logos aus Bremen zu analysieren.
Ein weißer Kreis, um den sich ein roter Ring schmiegt. Hinter seinem linken Rand dringt eine schwarze Linie in das Gebilde ein. In einer sanften Zickzackkurve gewinnt sie an Höhe, bevor sie rechts über den Ring geht und zu einer Buchstabenfolge überleitet: B-S-A-G: das Synonym für den öffentlichen Nahverkehr in Bremen. Schon verblüffend: Das runde Grundmuster sieht wie ein „Durchfahrt verboten“-Schild für Schienenfahrzeuge aus. BSAG-Pressesprecher Jürgen Lemmermann: „Der Kreis stand schon im alten Logo symbolisch für das Stadtgebiet von Bremen.“ Der Vorgänger der schwarzen Linie sei eine liegende 8 gewesen, die auf das Schienensystem in der Hansestadt verwies. Dieses ist mit 165,9 km Gesamtlänge jedoch alles andere als unendlich.
Vor 10 Jahren entschlossen sich die BSAG-Bosse, ihr Firmensymbol zu verändern, weil es ihnen zu „geschlossen“, zu eigenbrötlerisch erschien. Die neue Variante soll laut Lemmermann eine stärkere Öffnung nach Außen ausdrücken: „Die Linie endet nicht an der Stadtgrenze, sondern reicht bis ins Umland.“ Ein gelungenes Bild für die Pläne des Unternehmens, demnächst DB-Strecken – beispielsweise nach Oldenburg – zu befahren. Das Logo zeigt die Verwandlung: Aus der süßen Brio-Holzeisenbahn BSAG – die Grundbox enthält eine liegende Schienenacht – wurde ein „moderner Mobilitätskonzern“.
Aus ästhetischer Sicht ist das Grundmuster nicht besonders neu: Schließlich hatte London Underground – die Mutter aller Verkehrsbetriebe – schon 1908 das „roundel“ zum Markenzeichen erhoben: Ein roter Ring auf weißem Grund, der von einer schwarzen Geraden durchschnitten wird. Ein Symbolbild der Moderne: Die U-Bahn zerschneidet die Stadt – gnadenlos zeitsparend und effektiv.
Die BSAG-Variante baut auf solche Assoziationen. In London allerdings führt die Central Line schnurgerade durch die Innenstadt. Der Slalom im Logo der BSAG scheint eher der Fahrtroute der Buslinie 25 entlehnt, die sich ums Zentrum herumquält. Für die Strecke Bahnhof-Schlachthof braucht man nachweislich zu Fuß 5 Minuten. Der Bus schafft sie in 16 Minuten.
Tim Ackermann