liebeserklärung: Weißer Hai vor Mallorca
Der Angstmythosfisch ist zurück und mit ihm das Sommerloch: Nahe den Balearen wurde der fünf Meter lange Raubfisch gesichtet. Wer fürchtet da noch einen nackten Gauland?
Na endlich! Vielleicht wird es ja doch noch richtig Sommer! Zwar ist das Wetter bislang geradezu Misstrauen erregend schön, aber die Weltlage lässt einfach keinen Raum für Entspannung. Denn eine Katastrophenmeldung jagt die nächste: Regierungskoalition und Unionsfraktion von bayerischen Selbstmordattentätern gesprengt, Erdoğan heiliggesprochen, deutsche Fußballherren im Streik.
Doch jetzt schwimmt mitten in dieses Szenario ein fünf Meter langer Weißer Hai direkt vor der Küste Mallorcas hinein, seit Jahrzehnten das erste dort gesichtete Exemplar. Endlich ein ordentliches Sommerlochtier! Dagegen können sämtliche Schnappschildkröten in deutschen Badeseen einpacken, die Kombination aus dem Angstmythosfisch schlechthin und der Deutschen liebster Urlaubsinsel ist absolut perfekt. Wer fürchtet sich noch davor, beim Baden den unbehosten Gauland zu treffen, wenn stattdessen ein Fünfmeterhai droht? Wer klagt noch über die mangelnde Gefährlichkeit von Özil und Müller, wenn der große Weiße zur Attacke ansetzt? Und angesichts des Riesenfischstäbchens hört vielleicht endlich auch das Gejammer wegen der paar Wölfe auf, die der ost- und norddeutschen Pampa immerhin einen Hauch von Interessantheit zurückgebracht haben.
Aber nicht nur im Inland, auch auf Mallorca selbst wird der Hai seine segensreiche Wirkung voll entfalten. Offensichtlich setzt man dort inzwischen tatsächlich auf einen Wandel des touristischen Images. Weg vom Ballermann, hin zum echten Abenteuerurlaub. Nachdem man die dortigen Badebuchten schon zuvor mit hochgiftigen Portugiesischen Galeeren ein wenig aufgewertet hat, bringt der neue Star nun erst den richtigen Thrill. Man darf gespannt sein, was die Inselregierung als Nächstes auffährt – einen Mosasaurus vielleicht, diesen putzigen Meeressaurier aus „Jurassic World“? Bild-Zeitung, übernehmen Sie!
Wir jedenfalls können endlich beruhigt in den Urlaub fahren, das Sommerloch ist da. Und eine hoffnungsvolle Nachricht steckt ja auch darin: Die Raubfische sind weltweit bedroht, vielleicht darf man das unverhoffte Haivorkommen ja als positives Signal für eine zukünftige Genesung interpretieren. Aber wie dem auch sei – danke, lieber Weißer Hai! Heiko Werning
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen