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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Warum betrifft „Outsourcing“ nicht auch den Postbeamten bei Touché? (20. 6.)

Weil ich ihn brauche! Eine Katastrophe, nicht auszudenken: keine Duschmarken, Markenbriefe oder Märkischen Marken mehr. Der einzige Beamte, der nie outgesourct werden darf! Schließlich ist er aus Papier und Tusche (Touché?), aber sonst wie die im richtigen Leben. Stefanie Lang

Der ist doch schon ausgesourct in das taz-Wahrheits-Universum.

Rose Remmert, Freiburg

Das ist der Post-Oma nicht zumutbar – auch wenn sie in Postagenturen womöglich noch Groteskeres durchmachen müsste.

Christian Röver, Großgoltern

Dann wäre ja Tom Touché arbeitslos. Und wer will das schon? Schmidlinger

Ganz einfach: weil Touché nicht privatisiert wird.

Margot Brünner, Reichertshofen

In der guten alten Zeit von „Eine Eine-Mark-Marke“ gab es solchen ausländischen Kapitalistenquatsch noch nicht ! Aber woher weißt du, dass sich die Oma die Briefmarken nicht schon lange bei der Postagentur in der Tanke holt; und der Postbeamte, der eigentlich ein Angestellter ist, bereits dorthin outgesourct wurde ?

Jürgen Kamenschek, Düsseldorf

Weil derart bespinnwebte und ausgetrocknete Quellen nirgends mehr auffindbar und daher schlicht unveräußerbar sind. Daniel Fischer ,Lüneburg

Ja genau, das ist es! Damit ist eines der größten ©Tom-Geheimnisse gelöst: Zeitgleich mit der Einführung des Euro wurde der Aufgabenbereich des Postbeamten komplett outgesourced, nur hat er dies nicht mitbekommen. Auch die Postoma weiß es noch nicht („Eine Eine Mark Marke“). Allerdings – wie bei der „richtigen“ gelben Post – bleibt unklar, wohin der Aufgabenbereich eigentlich outgesourced worden ist und wer ihn nun übernommen hat.

Tewes Wischmann, Heidelberg

Man achte auf die Betonung „Beamte“, er ist unkündbar und lässt sich schon gar nicht ins Ausland abschieben! Außerdem hat es noch etwas mit „Wettbewerbsfähigkeit“ zu tun, und also ich weiß nicht, ob derjenige von Touché schon jemals dieses Wort gehört hat?

Antje Baltaci, Baden-Baden

Exemplare seiner Gattung wurden in Mitteleuropa schon seit vielen Jahren nicht mehr gesichtet. Wer einen gesehen hat, melde sich bitte bei mir. Artverwandte Spezies finden sich allenfalls noch in Finanzämtern oder an Fahrkartenschaltern der Deutschen Bahn. Daher wurde er jüngst von der International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources (IUCN) auf die „Rote Liste gefährdeter Arten“ gesetzt. Wie so oft liegt auch hier die Ursache für den Artenrückgang in der Ausbreitung menschlicher Zivilisationsaktivitäten. Ein Outsourcen ist also gar nicht mehr möglich. Wolfram Ebert, Ahnatal

Weil mir dann ein wichtiger Bestandteil meiner morgendlichen Freude fehlen würde. Ich käme dann noch schwerer aus dem Bett . Kerstin Holle, Bremen

Ist der Ausdruck „Fußi gucken“

berlinerisch? (20. 6.)

In der Heimat von Klinsi, also im Großraum Stuggi, sagt man des au.

Stefanie Lang

Leute gucken tut man in München, zum Fußigucken fährt man dann wohl doch nach Berlin.

Margot Brünner, Reichertshofen

Nein! Das ist dämlich; und zwar dann, wenn alberne Eltern ihren rosa oder bleu gekleideten und mit Haarschleifchen oder Baseballcaps bewehrten Pänzen klarmachen wollen, dass sie auf den Weg vor sich blicken sollen, um nicht „auf Fressi“ zu fallen.

Jürgen Kamenschek, Düsseldorf

Nein. Er stammt aus Dittschistan. Zur Erinnerung: Dittschistan ist die kleinste Republik der Welt, bisher allerdings noch von keinem anderen Staat anerkannt. Dittschistan hat nur fünf Bewohner: Dittsche (Langzeitarbeitsloser), Schildkröte (Baumarktangestellter), Ingo (Imbisswirt), Herrn und Frau Karger. Dittschistan hat eine Fläche von nur wenigen Quadratmetern, dennoch finden sich häufig Touristen zu einem meist recht kurzen Aufenthalt ein. Auch prominente Gäste haben Dittschistan bereist – so wurden dort unter anderem Rudi Carrell, Wladimir Klitschko und Bela B. gesehen. Die Amtssprache in Dittschistan ist hamburgisches Deutsch; allerdings verfällt Dittsche, ungekrönter Herrscher seines Volkes, oft in einen eigenen – sprachlich etwas armen – Slang, der auf übermäßige Lektüre der Bild-Zeitung zurückzuführen ist. So wird bei Dittsche aus Styropor Stereopur, aus Frau von der Leyen wird Frau von Allein, und das Internet verkommt zum Innernäi. Zudem hat sich Dittsche eine sympathische, verniedlichende Kindlichkeit bewahrt, und so war es vom Fuball zum „Fußi“ nicht weit. Da das Fernsehen regelmäßig Debatten aus dem dittschistanischen Regierungshaus überträgt, fand der Ausdruck „Fußi gucken“ seinen Weg in die Welt. Sogar bis nach Berlin.

Jörg Borgerding, Celle

Keine Ahnung, schwäbisch isch des auf jede Fall net, do heißt’s nämlich: „Hallole, do mer mol demm Spiel zugucke“!

Antje Baltaci, Baden-Baden

Das gemeine Fußvolk von Deutschland muss gewöhnlich „in die Röhre gucken“! Vielleicht haben die Berliner – wie zu DDR Zeiten – wieder einen Sonderstatus und können „Fußi gucken“!

Erhard Jakob, Pulsnitz

Ich vermute mal, dass es aus Bayern stammt, da die Fragestellerin aus München kommt. Hier in der Pfalz sagt man’s jedenfalls nicht. Schmidlinger

Warum fallen die Tore immer dann, wenn man aufs Klo geht? (14. 6.)

Danke an die Beantworter der letzten Woche, endlich geht mir ein Licht auf! Ich hatte mich immer gewundert, warum meine Favoritenmannschaft immer dann verliert, wenn ich zuschaue: Ich gehe zu selten aufs Klo. Jetzt wird alles besser! Robert Buras, München

Für die markante Koinzidenz von Tor-und Harndrang habe ich keine Erklärung, aber nach nun mehr 30 Jahren dämmert mir allmählich, warum ein ehemaliger Klassenkamerad, der sich einen unheimlichen Drang zum Tor bescheinigte, fortan Jimi Urin, der deutsche Drang, genannt wurde.

Rolf Dreßen

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