: letzte Fragen
Warum ist die Zahncreme für abends immer schneller leer als die für morgens? (31. 5.)
Die Ursachen dieses „Aronaleffekt“ genannten Phänomens liegen in einer Wechelwirkung zwischen Individualpsychologie und Eingebundenheit des Einzelnen in die Gesellschaft. Abends: Döner mit viel Kräutersoße gegessen, zum Nachtisch ein großes Eis und ohnehin viel geraucht und gesoffen. Dann Zähneputzen: Viel hilft viel, denkt man sich – auch bei der Zahncreme. Morgens: schlecht vom Wirtschaftswachstum geträumt, Nachrichten gehört: OECD-Bericht ist gefälscht, Deutschland eine ökonomische Witzfigur. Also Gürtel enger schnallen, sparen – das fängt bei der Zahnpasta an.
Der Aronaleffekt ermöglicht es, exakte Informationen über die Einschätzungen einer Person zum Zustand der Gesellschaft und ihrer eigenen Lebensperspektive zu gewinnen. Teilt man die Anzahl der Wochen, die für den Verbrauch einer Morgentube gebraucht werden, durch die Anzahl der Wochen für eine Abendtube, ergibt sich der so genannte Elmex-Quotient. Der gemittelte Elmex-Quotient möglichst vieler Personen ist ein verlässliches Mittel zur Einschätzung der Lage. Normal ist ein Wert etwas über 1, denn er drückt aus, dass die Probanden den Tag ernster beginnen, als sie ihn enden lassen. Liegt er näher bei 2 als bei 1, ist von mittelgroßer Panik auszugehen. Bei Werten unter 1 ist zwar nicht die ökonomische Stimmung, wohl aber die ökonomische Wirklichkeit bedroht: Es wird abends offensichtlich kaum noch konsumiert, dafür glaubt man morgens, sich mit übermäßig viel Zahnpasta für den Tag wappnen zu müssen. Und überhaupt zu können. Sebastian Lovens, Berlin
Diese Regelung ist nach eingehender Erforschung des Konsumentenverhaltens zum Schutz der Gesundheit und körperlichen Unversehrtheit der Zähneputzenden getroffen worden. Bedenken wir: Leute, die sich für morgens und abends getrennte Zahnpastatuben hinstellen, würden sich eher die Zunge abbeißen, als sich abends die Zähne mit der Morgenzahnpasta zu putzen oder umgekehrt. Abends ist das ja auch kein Problem, wenn man im Laufe des Nachmittags die Vorräte kontrolliert hat. (Ja, eigens für diese Zielgruppe wurden die Ladenöffnungszeiten auf 20 Uhr verlängert.) Aber morgens wäre die Alternative, mit ungeputzten Zähnen Zahnpasta kaufen zu gehen – oder eben … umb mip bem abbebiffemem Pfungen fimb bie Kumbem wo fwer pfu verfpehem. Gerhard Pauli, Düsseldorf
Wird man beim Laufen durch den Regen weniger nass als beim Gehen? (31. 5.)
Ja – weil man dann schneller zu Hause ist. Jörg Ehlert, Ahrensburg
Ja, wird man! Das heißt, von vorne wird man genauso nass. Denn je schneller man läuft, desto weniger Regentropfen haben nach gefährlicher Annäherung noch die Zeit, vor einem auf die Erde zu fallen.
Man muss sich das vorstellen wie die Durchquerung eines Tunnels, in dem Regentropfen wie an Perlenschnüren hängen: Das Tempo, mit dem man durch diesen Tunnel läuft, hat keinen Einfluss auf die Menge der Regentropfen, die man von vorne aufgabelt. Allerdings wird man insgesamt trotzdem weniger nass, wenn man schneller läuft: nämlich von oben, weil man seinen Kopf nur für geringere Zeit dem Regen aussetzt. Aber am wenigsten nass wird man mit einem Regenschirm.
Henrik Holzapfel, Berlin
Nein, aber schneller.
Sebastian Lovens, Berlin
Zunächst dachte ich: na klar. Beim näheren Überlegen ergibt sich jedoch ein differenzierteres Bild:
1. Wenn eine zweidimensionale aufrechte Figur ohne Ausdehnung in Bewegungsrichtung – also sozusagen mit Dicke null – sich von A nach B im gleichmäßigen Regen bei Windstille bewegt, so hängt die Nässe, die sie auf dem Weg abbekommt, nicht von der Geschwindigkeit ab.
2. Da wir nun alle dreidimensional sind, gibt es dann doch eine Abhängigkeit, das heißt beim Laufen von A nach B wird man insgesamt weniger nass als beim Gehen – immer noch bei Windstille. Dies gilt umso mehr, je größer die (relative) Ausdehnung des Körpers in Bewegungsrichtung ist; zum Beispiel beim Hund ist der Unterschied groß im Vergleich zum Menschen.
3. Bewegt man sich gegen den Wind (vorausgesetzt, der Wind treibt den Regen vor sich her), dann wird auch das unter 1 beschriebene Wesen beim Laufen weniger nass.
4. Hat man dagegen Rückenwind, so kann eine aufrechte dünne Gestalt die Nässeeinwirkung dadurch minimieren, indem sie ihre Geschwindigkeit derjenigen des Regens weitgehend anpasst. Hartmut Neubauer, Köln
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