letzte Fragen :
Warum stirbt ein Seemann, wenn man sich die Zigarette an einer Kerze anzündet? (28. 6.)
Endlich ist es so weit. Auch ich kann Kompetenz heucheln und eine Letzte Frage beantworten: Das hat damit zu tun, dass Seeleute an Land des Öfteren in der Streichholzherstellung beschäftigt waren. Und wo kein Streichholz verbraucht wird, wird auch keins gekauft, folglich keins hergestellt, folglich Job weg, folglich nix zu essen, und schon ist der arme Seemann tot.
Christoph Römer, Berlin
Nils, der solche Dinge weiß, erklärte mir das mit den toten Seemännern folgendermaßen:
Früher konnten die Seemänner im Winter nicht auslaufen, waren also sozusagen an Land gebunden. Und vielmals verdienten sie sich nebenbei Geld mit dem Fertigen von Streichhölzern.
Nun wird deutlich, warum es früher hieß, Zigaretten an Kerzen anzuzünden, töte Seemänner. Wenn man seine Pfeife, Zigarre oder Zigarette stattdessen an Streichhölzern anzündete, unterstützte man die Seemänner und „tötete“ sie also nicht. Moritz
Früher hatten die Seeleute während der kalten Wintertage, an denen sie der Fischerei oder sonstiger Seefahrt nicht nachgehen konnten, eine „Nebenbeschäftigung“. Viele von ihnen fertigten in Handarbeit Zündhölzer. Lief das Zündholzgeschäft nicht gut, ging es den armen Seeleuten schlecht, und sie fingen an, sich reihenweise umzubringen. Anderen entfloh der Verstand, und durch den vergifteten Überlebenswillen aßen sie dubiose Dinge wie Zündholzkopfsalat und Streichholzkäse.
Zündet man also eine Zigarette an einer Kerze an, kann der Seemann nicht überleben und stirbt durch Suizid oder Selbstgekochtes.
Daniel Sapel, Waldkirch/Breisgau
Heutzutage sterben dann, hörte ich mal, auch MotoradfahrerInnen. Für die ist, wie für Seemänner, ein Licht lebenswichtig. Daher kommt wohl das Tabu, die Kerze, die mit 1 Lux ja eher symbolisch Licht spendet, als Zigarrettenanzünder zu zweckentfremden.
Eine andere Erklärung ist, dass sich Seemänner früher mit dem Schnitzen und Verkauf von Streichhölzern ein Zubrot verdienten und nur überleben konnten, wenn man nicht zu geizig für ihre Streichhölzer war.
Thomas Menzel, Berlin
Klar, dass diese Frage von einer Frau kommt, da der SeeMANN offenbar nur stirbt, wenn FRAU ihre Zigo an ’ner Kerze entzündet. Wir kennen diese blöde Anmache zur Genüge.
Der Grund liegt natürlich in der Identifikation des männlichen Anmachers mit ’nem „ganzen Kerl“, eben mit ’nem Seemann (in anderen Kulturkreisen stirbt bei ähnlichem weiblichem Fehlverhalten zum Beispiel ein Cowboy).
Das Kap-Horner-Dasein macht – wie jeder weiß – erst wirklich Sinn, wenn in jedem Hafen eine Braut wartet. Warum aber – fragt sich zumindest der gemeine männliche Tresenumsegler – sollte die Braut noch auf ihren Typen warten, wenn sie offenbar auch ganz gut alleine klarkommt?
Sobald Frau also nicht mal bereit ist, sich hilflos suchend umzusehen, um sich schließlich erleichtert und dankbar von (see-)männlicher Hand ihre Kippe entzünden zu lassen, verliert der Möchtegernmatrose sein Selbstwertgefühl und sieht wieder eines seiner projektiven Vorbilder verrecken.
In den Augen dieser Seeteddys sind also weder Billigflaggen und Containerschiffe noch andere Rationalisierungsmaßnahmen für das Aussterben ihrer wettergegerbten, Weiber beglückenden Helden verantwortlich, sondern allein die selbst entzündenden Frauen, die gnadenlos auch noch den letzten christlichen Seefahrer in sein nasses Grab befördern werden.
Karin Riesler, Hamburg
Niemals würde ich die Antwort bei irgendeiner anderen Frage akzeptieren. Ich glaube an keine Horoskope, bei mir schlägt kein Pendel aus, und ich bin auch zu null Prozent abergläubisch. Aber: Das ist so! Wirklich!
Andreas Hedrich, Hamburg
Leider ist der Seemann schon längst tot. Mit der an der Kerze angesteckten Zigarette stirbt aber auch noch seine Seele. Warum das so ist, weiß ich leider auch nicht. Karsten Jahnke, Karlsruhe
Dieser meist als Warnung ausgesprochener Satz geht auf den Brauch von Familien zurück, deren Männer gerade zur See gefahren waren. Sie stellten bis zur Rückkehr eine brennende Kerze ins Fenster, die nicht erlöschen durfte – sozusagen als „Lebenslicht“.
An dieser Kerze durfte allgemein nichts entzündet werden, da stets die Gefahr bestand, dass dann der Seemann stirbt. Insofern stirbt kein Seemann, wenn man sich die Zigarette an der Kerze anzündet.
Man sollte nur jedoch darauf achten, dass sie dabei nicht erlischt.
Dani Schuster, St. Pauli.
Früher nutzten die Seemänner die freie Zeit auf hoher See, um ihr spärliches Gehalt etwas aufzubessern: Sie schnitzten Streichhölzer und verkauften diese später auf ihrem Landgang. Für jede Zigarette, die man sich an einer Kerze anzündete, verkauften die Seemänner ein Streichholz weniger. Die so bedrohte Existenz der Seemänner hat bis heute in Form dieses Aberglaubens überlebt.
Jojo Grieger, Berlin
Warum ziehen sich Frauen ihren Pullover anders aus als Männer?
Weil Männer nicht darüber nachdenken, ob sie sich den Pullover anders ausziehen.
Daniel Sapel, Waldkirch/Breisgau
In derjenigen Phase der Kindheit, in der das Kind lernt, es selbst zu tun, war das Kopfhaar der Mädchen in den letzten Generationen signifikant oft länger als das der Buben. Die frauenspezifische Weise, sich des Oberteils zu entledigen, umgeht das Zieprisiko und dient sinnigerweise der Schmerzvermeidung.
Diese Verhaltensweise scheint auch bei der späteren Änderung der Haartracht lebenslänglich beibehalten zu werden und dürfte sich angesichts des heute zu beobachtenden Trends zum Langhaar bei Kleinkindern jedweden Geschlechtes in der Bevölkerung unseres Kulturkreises geschlechterübergreifend durchsetzen.
Ruth Kramer, Regensburg
Weil Frauen wissen, dass er länger in Form bleibt, wenn sie ihn mit gekreuzten Armen über den Kopf ziehen.
Hanna Brandtmann, Duisburg
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