letzte Fragen

Warum heißen Kichererbsen Kichererbsen? (21. 8.)

Kichererbsen, die Samen des Schmetterlingsblütlers Cicer arietinum, stammen aus dem fernen Indien, von wo der Ostwind sie über das Mittelmeer bis in unsere Breiten blies (sie werden jetzt in den süddeutschen Subtropen angebaut). Auf ihrem langen Weg wurde wie bei der Stillen Post aus dem lateinischen cicer ein deutsches „Gekicher“ und ein gallisches chiche. Noch weiter nordwestlich fressen sie die Hühner, weshalb sie bei den Angelsachsen chick peas heißen.

Jens Gierich, Wiesbaden

Kichererbsen sind keine einheimische Sorte, sondern kommen aus dem Mittelmeerraum, wie die Anzahl der leckeren Gerichte mit ihnen beweist. Auch der Name ist ein Import. Auf Lateinisch heißen die Kichererbsen cicer, auf Italienisch cece. Aus dem Lateinischen entlehnt, erinnerte das Wort aber an das deutsche „kichern“. So kam es zu zwei Wörtern, die gleich klingen, aber Unterschiedliches meinen (Homonyme). Deshalb wurde einfach noch „-erbse“ angehängt, damit klar wird, worum es sich handelt.

Josef Jeschke, Halle (Saale)

Weil sie sich köstlich darüber amüsieren, dass die Granatäpfel ständig vergeblich versuchen, die Saubohnen mit Klatschmohn zu vertreiben.

Lothar Picht, Sandhausen/Baden

Eine alte (sächsische) Volksweisheit meint dazu: Nach Bohnen, Erbsen, Linsen, da kann der Popes grinsen. Grinsen gleich kichern und Erbsen gleich Kichererbsen. Victoria König, Leipzig

Bei meinen Internetrecherchen stieß ich u. a. auf einen Folianten von 1623 („Delle warreheydt ibber deie chicherryge erbs“): Vasco da Gama der Ältere landete in China, weil er von kleinen, essbaren Kügelchen gehört hatte. Er hatte gleich an Potenzmittel (Viagra) gedacht und ein gutes Geschäft gewittert. Auf einem Mark fand er dann Erbsen, aber es gab unüberwindliche Verständigungsprobleme. Da Gama deutete immer wieder abwechselnd auf die Schutzkappe über seinem wertvollsten Körperteil und die unbekannten Kügelchen. Daraufhin kicherten die schamhaften ChinesInnen los und wandten sich ab. Da Gama erlag einer Fehlinterpretation und kaufte große Mengen Erbsen. Im Matrosen- und später im Volksmund wurden aus den erlesenen chinesischen Tsingtao-Erbsen dann profane Kichererbsen. Dieser Begriff wurde dann von allen amtlichen Dolmetschern der westlichen Welt übernommen. Daheim in Portugal, bemerkte da Gama seinen Fehler und begriff, dass er besser den Sitz von Smithkline Beecham hätte entdecken sollen.

Martin Reinhardt, Hannover

Ihren deutschen Namen hat die Hülsenfrucht hanseatischen Kaufleuten zu verdanken; als sie die Frucht zum ersten Mal in den Händen hielten, wurde diese von allen Seiten gründlich inspiziert. Zu ihrem großen Vergnügen entdeckten die humorvollen Erbsenimporteure auf den ihnen bisher unbekannten Erbsen lachende Fratzen: eine zipfelartig vorstehende Keimwurzel, die Nase, und darunter liegend eine leicht gekrümmte Kerbe, das kichernde Mundwerk. Also wurde die neue Frucht „Kichererbse“ getauft. Gefunden auf www.swr.de. Kai Peschke, Horneburg

Weil das Küchenpersonal beim Anblick der niedlichen, kleinen Erbschen regelmäßig zu kichern begann (ogottogottwieniedlichhihi) – vergleiche auch Kicherpenis, Kicherhirn, Kicherfrage, Kicherhartz.

Oliver Gundlach, Augsburg

Der Tigerentenclub beim SWR sagt, dass man Kichererbsen für KussKuss braucht – hihi …

Peter Woltersdorf, Hamburg/Berlin

Weil sie kichern, wenn sie schlecht gelaunte Lachmöwen sehen.

Artur Kalkbrenner, Mannheim

Was unterscheidet Väter und Familienväter, und wieso gibt es keine Familienmütter? (21. 8.)

Der Familienvater sitzt (ich habe es selbst gesehen) mit seinen beiden Kindern in einem Strandrestaurant eines Nordseebades. Auf dem Tisch stehen vier Teller Spaghetti Bolognese. Der Vater isst seinen leer. Die Kinder essen jeweils zirka ein Viertel ihrer Nudeln und wollen dann „spielen gehen“. Der Familienvater lässt sie gewähren. Er bleibt allein zurück und isst nacheinander auch die Teller der Kinder leer. Nach einer Viertelstunde kommt der jüngste Sohn und richtet aus: „Mami sagt, sie kommt nicht zum Essen, sie hat keine Lust.“ Daraufhin isst der allein am Tisch sitzende Familienvater auch die vierte, erkaltete Portion Spaghetti auf. Der Vater hingegen geht mit dem Sohn zum Fußball oder mit der Tochter zum Reiten. Fazit: Der Vater ist groß und stark und für den Spaß zuständig. „Familienvater“ bezeichnet die tragische Figur, die sich in der Gemeinschaft der Familie für alles verantwortlich fühlt, in Wirklichkeit aber keine tragende Rolle spielt, jedoch ganz praktisch ist, wenn es darum geht, Nudeln aufzuessen oder kleinere Reparaturen im Familienhaushalt durchzuführen. Familienmütter gibt es nicht, weil Mütter tatsächlich unentbehrlich sind.

Lorenz Ritter, Hamburg

Väter sind Männer, die davon überzeugt sind, ein real existierendes Kind gezeugt zu haben. Familienväter leben darüber hinaus mit diesem Kind (diesen Kindern) und der dazugehörigen Mutter – für deren leibliche Verwandtschaft mit den Kindern es Zeugen gibt – zusammen in einem Haushalt. Geht die Beziehung der Erwachsenen in die Grütze, bleibt in der Regel die Mutter mit den Kindern zusammen. Sie bilden also eine Restfamilie, weshalb es auch nicht nötig ist, den Familienvorstand in diesem Fall Familienmutter zu nennen. Der vormalige Familienvater fällt dann leidend in den Ausgangszustand zurück. Barbara Tewes, Horst/Holstein

„Familienvater“ impliziert den Status des außer Haus arbeitenden Vaters. Der Begriff stammt aus einer Zeit, in der in den meisten Fällen der Vater Familienversorger war. In diesem Kontext war der Begriff „Familienmütter“ also eher überflüssig, wäre vielleicht sogar als Pleonasmus verstanden worden, denn der Platz einer Mutter hatte ohnehin bei ihrer Familie zu sein, wollte sie keine „Rabenmutter“ sein. Da sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten jedoch geändert hat, verdienende Mütter keine Ausnahme von der Regel mehr darstellen, sollte man sich vielleicht schon mal auf die Verwendung des Begriffs „Familienmutter“ einstellen oder aber, gerechtigkeitshalber, den Begriff „Familienvater“ vermeiden und nur noch von „Müttern“ und „Vätern“ sprechen.

Tina Schmitt, Groß-Umstadt

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