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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Warum sind ältere Menschen jünger als alte? (8. 11.)

Aus dem gleichen Grund, aus dem ein junges Mädchen älter ist als ein Mädchen!

Janna Ehrlich, St. Priest en Jarez

„Ältere“ bezieht sich auf die Jüngeren. Ein älterer Mensch ist nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt, während ein alter nur noch uralt oder steinalt werden kann. Taucht die weitere Frage auf: Was ist älter: Ur oder Stein?

Rose Remmert, Freiburg

Weil jüngere Mensche älter sind als junge? Maik Hetmank

Weil, wenn es mir aufgrund einer Erkrankung schlecht ging und jetzt geht es mir „besser“, dann geht es mir weniger gut, als wenn es mir schon „gut“ geht. Ganz allgemein: Weil der Komparativ, der für die Steigerung des Eigenschaftsworts gedacht ist (etwa „älter = mehr alt“) statt dessen auch für die Verminderung seines Gegenteils (also „älter = weniger jung bzw. weniger neu“) verwendet werden kann. Neben der Steigerungsreihe „alt, älter = mehr alt, am ältesten = am meisten alt“ gibt es noch die weitere Steigerungsreihe (eigentlich Verminderungsreihe) „jung (oder auch „neu“), älter = weniger jung (bzw. weniger neu), alt = am wenigsten jung bzw. am wenigsten neu).

Schulz-Christian

Sind behelmte Radler vorsichtiger oder gefährlicher? (8. 11.)

Behelmte Radfahrer sind gefährlicher. Es handelt sich hier um das aus der Psychologie bekannte Phänomen der Projektion. Sie halten andere Verkehrsteilnehmer für gefährlich, einfach weil diese da sind. Dabei sind sie die echten Risikofaktoren, weil sie zu unvorhersehbaren Manövern neigen und alle anderen, insbesondere Mitradfahrer, zur Verzweiflung bringen. Meine Maxime im Angesicht der Behelmten: Großer Bogen! Marc Kitsch, Potsdam

Vom Typus her ist der Helmträger ein Rechthaber. Die anderen Verkehrsteilnehmer sind im Unrecht. Den Helm trägt der Rechthaber nicht als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme, sondern um das Unheil zu mindern, das die anderen ihm permanent zufügen. Statt Umsicht regiert das Prinzip Panzer (wenn ich stürze, bin ich wenigstens geschützt). Radfahrer mit Helm fahren auch konsequent bei Grün los, selbst wenn direkt vor ihnen noch ein Auto steht und gleich weg sein wird. Stures StVO-Fahren ist brandgefährlich!

Henning Faber, Köln

Diese Frage stelle ich mir bereits seit fünf Jahren! Damals bekam ich als passionierter Allwetterradfahrer von der Allerliebsten einen Helm zu Weihnachten. Ganz unerwartet erwies sich der Helm bei typisch bremischem Wetter für mich als (Vor-)Sichtsmaßnahme erster Güte: Ein vorn angeklettetes Visier verbessert die Sichtverhältnisse bei Regen hinter meinen Brillengläsern so ungemein, dass ich kaum noch Gelegenheit habe, meine melancholische Grundstimmung auszuleben.

Und: Helm wird gesehen! Wann immer ich in Begegnung mit zu schnell abbiegenden Autos komme oder Lkws, die die Vorfahrt nehmen: Ein Helm wirkt Wunder. Ich weiß nicht, ob der Zusammenstoß mit einem Helm mehr Furcht erregt als der mit meinem Dickschädel, ob hinter dem Helm eine bessere Rechtschutzversicherung als die eigene vermutet wird, ich scheine gefährlich genug zu sein, um vorsichtig den Bleifuß vom Gas zu nehmen.

Markus Schmidt-Gröttrup, Bremen

Klüger! Gerd Neurath, Saarbrücken

Mit Ausnahme der Fahrradkuriere fahren Radler mit Helm viel umsichtiger – weil sie sich nämlich an die Straßenverkehrsordnung halten. Behelmte Radler rasen nicht durch Fußgängerzonen oder auf dem Bürgersteig, betrachten das „Fußvolk“ nicht als ihren natürlichen Feind. Obwohl der Kopfschutz fast immer bescheuert ausieht, sind HelmträgerInnen ausgesprochen soziale ZeitgenossInnen.

Uwe Tünnerman, Lemgo

Weder noch. Radfahrer mit Helm sind unvorsichtiger. Radfahrer mit Helm tauchen viel häufiger unter Verletzten oder Unfallbeteiligten auf, als prozentual auf den Straßen herumfahren. So berichtet zum Beispiel die Passauer Polizei über fünfzig Prozent Helmträger bei den Fahrradunfällen, während auf den Straßen laut Bundesanstalt für Straßenwesen nur etwa fünf Prozent behelmt Rad fahren. Also fahren sie entweder unvorsichtiger, oder der Helm erzeugt vermehrt Unfälle. Sie sind aber nicht gefährlicher. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass behelmte Radfahrer häufiger Unfälle verursachen.

Bernd Sluka, Radverkehrsexperte im VCD Bayern

Helm tragende Radfahrer sind häufiger in Unfälle verwickelt als Radfahrer ohne Helm. Oder wissenschaftlicher ausgedrückt: Helm tragende Radfahrer sind häufiger an Unfällen beteiligt, als es ihrem Anteil am Straßenverkehr entspricht. Dies schließt natürlich nicht aus, dass es auch äußerst vorsichtig fahrende Helmträger gibt, aber unter dem Strich fahren Radfahrer mit Helm riskanter und gefährden dadurch andere Verkehrsteilnehmer stärker als Radfahrer ohne Helm.

Christian Buzek, Nürnberg

Nachdem ich mir Anfang des Jahres ein neues Rad mit supertollen Bremsen gekauft habe, hab ich lange überlegt, ob ich jetzt auch einen Helm brauche, weil man mit den tollen Bremsen ja auch viel schneller fahren kann. Ich hab mir dann aus Sicherheitsgründen keinen gekauft. (Was definitv ungefährlicher macht, sind mit Lebendfracht gefüllte Kinderfahrradsitze.)

Lara Ferreira e Silva, Köln

Kommt darauf an, ob sie mit dem Helm zusätzlich vorsichtig fahren oder ihn tragen, um bei gefährlichen Geschwindigkeiten besser gesichert zu sein. Es können aber auch Behelmte und Unbehelmte gefährlich vorsichtig sein (die Unvorsichtigen sind meist vorbei, ehe was passieren kann).

Rose Remmert, Freiburg

Ich trinke mein Radler immer ohne Helm. Allenfalls lege ich einen Bierdeckel aufs Glas gegen die Fliegen. Aber vor dem Trinken herunternehmen, sonst wird es wirklich gefährlich!

Wolf Schairer, Elmshorn

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