letzte Fragen :
Seit wann und warum heißen 68er Alt-68er? Und gibt es Neu-68er? (22. 1.)
Ein Neu-68er ist ein Alt-68er, der 1968 31 war. Roy Kift, Castrop-Rauxel
Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffes hat nichts mit „alt“ im Sinne von „nicht mehr neu“ zu tun. „Alt“ in diesem Zusammenhang bezieht sich vielmehr auf die entsprechende Taste auf einer Computertastatur. In der Gründungszeit der Grünen Ende der Siebziger versuchte man den Begriff „68er“ auch im Namen der neuen Partei sichtbar werden zu lassen. Da ein Name wie „Bewegung 68“ oder „Grüne 68“ mit der expliziten Nennung des Jahres 68 vielen als zu rückwärtsgewandt erschien, suchte man nach Möglichkeiten, die Zahl verschlüsselt im Namen der neuen Partei unterzubringen. Ein heute unbekannter EDV-Spezialist hatte schließlich jene Idee, die bei den entscheidenden Leuten Zustimmung fand: Im ASCII-Code entspricht die Zahl 68 dem Schriftzeichen „D“. Bis heute versteht jeder PC den ASCII-Code: Die Tastenkombination „ALT-68“ ergibt das Schriftzeichen „D“. Folglich sollte ein großes D im Namen untergebracht werden. Da die Voranstellung des Adjektivs „Deutsche …“ als zu nationalistisch verworfen wurde, blieben schließlich nur die bestimmten Artikel übrig, um das D unterzubringen.
Dieser Teil der grünen Namensfindung geriet allerdings schnell in Vergessenheit, da es zu jener Zeit bei den Grünen kaum Leute gab, die sich mit Computern auskannten. Nur in dem damals kleinen Kreis grüner EDV-Experten kannte man die Geschichte und irgendwann wurde „ALT-68er“ dann einmal als Synonym für die Grünen benutzt. Von dort gelangte es schließlich in den allgemeinen Sprachgebrauch und zu seiner heutigen Bedeutung. Die Entstehung des Begriffs „Alt-68er“ lässt sich also um das Jahr 1979 datieren, seitdem leben die 68er zumindest als „Ghost in the Machine“ in „Den Grünen“ weiter.
Emanuel Hemmerich, Schwalmstadt
Als die Leser der Bild-Zeitung in den 70er-Jahren anfingen, unter 68er nur noch einen Weinjahrgang zu verstehen, meinten die Bild-Redakteure, eine Erläuterung hinzusetzen zu müssen, und entschieden sich für „Anhänger-Linker-Theorien-68er“. Die Bild-Geschäftsleitung fand das zu lang: ALT müsse genügen. Jüngere Redakteure dachten, ALT bedeute „alt“ und schrieben hinfort „Alt-68er“. Auf die logische Rückfrage besonders intelligenter Bild-Leser, warum keine „Neu-68er“ vorkämen, konnten sie bis heute keine Antwort finden (weil sie nie die taz lesen).
Lothar Picht, Sandhausen/Baden
Sie heißen deshalb Alt-68er, weil alle damals schon ziemlich alt aussahen. Neu-68er gibt es demnach erst wieder 2068. Lutz Arnold, Hamburg
Ich kenne 68er, die – seit sie an der Macht partizipieren – eine eigenartige Amnesie und Sattheit zeigen. Sie sind alt geworden und äußerst bestrebt, die errungenen Posten festzuhalten. Abstoßendmonumentalsenilkonfus! Es gibt auch andere alte 68er, die unbequem geblieben sind. Das sind Neu-68er. Beide Spezies gibt es seit 1968.
Stefan Sturm-Sommer, Stralsund
Weshalb riecht der erste Schweiß nach dem Duschen so erbärmlich? (22. 1.)
Speisen bei McDonald’s und ähnlichen Gourmet-Tempeln schmecken schrecklich und riechen auch so. In diesem Dunst darf man sich nicht wundern, wenn man entsprechend transpiriert. Deshalb stinkt man nach dem ersten Saunagang so erbärmlich, erst der dritte Gang macht frei. Feiner ist der Geruch des ersten Schweißes nach dem Genuss einer ausgewogenen Küche, außerdem sollte man sich täglich waschen. Uwe-C. Schierhorn
Vielleicht liegt’s am falschen Duschbad? Substanzen, die vermutlich in der Hauptsache aus Altöl oder Tierkadavern bestehen, sollte man eben nicht auf die Haut, am besten aber nirgendwo auftragen. Früher hatte ich ein Duschbad, das mit der Zeit den Lack von meiner Fensterbank löste. Heute verwende ich leckere Bio-Duschbäder – und rieche ganz wunderbar. Auch sofort nach dem Duschen und Baden.
Nicole Heuer, Oldenburg
Keine Ahnung, nach dem Motto: „Was ich nicht Schweiß, macht mich nicht heiß.“ Was mir dann auch das Schwitzen und Duschen und den erbärmlichen Geruch erspart.
Gerd Neurath, Saarbrücken
Was sind Blindfische? (15. 1.)
Also zuerst einmal bin ich ein Blindfisch, denn ich bin Gitarrist der Band „Die Blindfische“. Wir machen seit 12 Jahren Rockmusik für Kinder und sind im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs. Warum haben wir uns Blindfische genannt? Nun, ein Blindfisch ist ja nun so etwas Ähnliches wie ein Trottel oder ein Depp, jemand, der nicht gleich kapiert oder anderen im Weg rumsteht. Da Kindern so etwas häufiger passiert, dass sie vornehmlich Erwachsenen im Wege stehen, haben wir gedacht, dass wär doch ein guter Name für unsere Band.
Aber eigentlich kommt der Begriff Blindfisch ja aus der frühen Druckindustrie. Als nämlich der Lehrjunge dem Setzer noch den Setzkasten mit Bleibuchstaben auffüllen musste. Wenn er dabei einen Fehler machte, d. h. einen Buchstaben in das falsche Kästchen ablegte und der Setzer, der beim Setzen blind arbeitet, somit einen Druckfehler produzierte, wurden dieser Fehler und der Lehrling Blindfisch genannt. Außerdem soll es laut Lexikon tatsächlich auch Tiefseefische geben, die Blindfische heißen. Markus Rohde, Oldenburg
Warum schmeckt mir Tomatensaft ausschließlich im Flugzeug? (8. 1.)
Es gibt zwei Gründe: Im Flugzeug hat man als Passagier kaum Einfluss darauf, heil am Zielort anzukommen. Man begibt sich in die Hände Gottes bzw. des Piloten, der Lotsen, der Technik usw. Da scheint es unbewusst von Vorteil, nicht der sündenbeladene, schlechte Erdenmensch zu sein, der man eigentlich ist. Also schlüpft man quasi in eine andere Rolle und trinkt freundlich und dankbar ein ziemlich schlimmes Getränk, welches man mit festem Boden unter den Füßen verabscheut. (Solche Tricks, sich bei bösen Geistern unkenntlich zu machen, findet man auch beim Volk der Tschuktschen, nachzulesen bei Juri Rytchëu.) Hinzu kommt, dass man im Flugzeug mit schlimmsten Nahrungsangeboten bedroht wird. Eiskalte, geschmacklose Gummibrötchen, Plastikessen usw. Der Überlebenstrieb des Menschen legt nahe, dass man zusätzlich oder stattdessen lieber einen nahrhaften, vitaminreichen Tomatensaft zu sich nimmt. Martina Plag, Hamburg
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