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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Warum setzt sich letzten Endes immer die Wahrheit durch? (18. 3.)

Stimmt das überhaupt? Setzen sich nicht in der Realität allerletzten Endes Macht und Geld gegen die erkannte Wahrheit durch? Beispiel: Hunger in der Welt!

Friedrich Lenk, Wilnsdorf

Weil Lügen kurze Beine haben. Ezima

Schön wär’s! Stefan Ernst, Köln

Da „die Wahrheit“ bislang nicht mehr als ein überaus opakes Konstrukt ist, wird sie sich in absehbarer Zeit auch nicht durchsetzen können. Oder habt ihr schon mal eine unsichtbare Blinde hereinkommen sehen?

Nico Koppo, Leipzig

Tut sie das wirklich? Auch in Untersuchungsausschüssen?

Margot Brünner, Reichertshofen

Da kann ich nur sagen: Schön wär’s! Es sei denn, das letzte Ende läge für manche Menschen jenseits ihres Lebens. Was ist zum Beispiel mit Fehlurteilen, nicht nur in totalitären Regimen? Da fällt mir ein kluger Spruch von Hildebrandt ein: „Es hilft nicht, das Recht auf seiner Seite zu haben, man muss auch mit der Justiz rechnen.“ Und vielleicht ist auch nicht alles wahr, was richtig ist – und umgekehrt.

Rose Remmert, Freiburg

Wir haben das Gefühl, dass sich die Wahrheit letzten Endes durchsetzt, weil sich die Menschen in strittigen Fragen irgendwann auf eine konsensfähige Interpretation der Vorgänge einigen. Dann entsteht so etwas wie eine Geschichte, an die viele glauben. Daher glauben auch viele an die Wahrheit, die sich irgendwann durchsetzt. Diese Art Wahrheit hat die Tendenz zum Gesetz, zum Dogma, bestenfalls aber zur Legende oder zum Mythos. Nichts ist gefährlicher, nichts strahlender. Die Wahrheit aber ist immer jetzt und kann weder herausgefunden werden, noch zeigt sie sich von selbst oder setzt sich durch. Sie ist sozusagen flüchtig. Alles weitere ist Reflexion, Lehre, Erleuchtung oder Bequemlichkeit, Erstarrung und Krankheit. Markus Bartl, Landshut

Neben der Wahrheit gibt es immer eine weitere Wahrheit. Die Wahrheit.

Anne Scholz, Kiel

Weil das, was sich durchsetzt, für uns zur Wahrheit wird. Leider sehr desillusionierend und ein guter Grund, sich überhaupt nicht mehr mit letzten Fragen zu beschäftigen.

Konstantin Prinz , Berlin

Weil – so würde Wiglaf Droste ralfig raunen: „Der Käse gewinnt immer.“

Andreas Klumb, Leipzig

Darauf gibt es zwei Antworten, eine philosophische und eine journalistische. Die philosophische: Weil immer das, was sich letzten Endes durchsetzt, als die Wahrheit gilt. Die journalistische: Weil es nicht Schöneres gibt, als die tägliche taz-Lektüre mit dem letzten Ende, der Wahrheit, zu beginnen.

Klaus Bailly, Solingen

Sie kann dies nur, weil ihr Gewicht sich „letzten Endes“ nicht mehr vom ursprünglich (leider oft) größeren ihres Gegenteils unterscheidet und sie dann keine Rolle mehr spielt. Kurz vor Eintritt der Wahrheit in die Bedeutungslosigkeit verliert auch die mit dieser Frage aufgestellte Behauptung ihren Sinn und dürfte sich daher letzten Endes ebenfalls (leider) nicht wirklich durchsetzen.

Lothar Picht, Sandhausen/Baden

Weil zwar immer dreister, aber auch immer dümmer gelogen wird.

Reinhard Mück, Weitramsdorf

Es könnte wesentlich schneller gehen, wenn Sophistiker und Ideologen geteert und gefedert werden dürften. Man könnte selbst dazu beitragen, wenn man sich der eigenen Beschönigungen und Übertreibungen zunehmend bewusst würde und darauf endlich verzichtete. Der Einwand, dass man dadurch dem Gegner einen Vorteil gewähren würde, impliziert die falsche Idee, dass Wahrheit durch den Kompromiss zweier Lügner zu finden sei. Hilfreich könnte es auch sein, einem Missbrauch von Meinungsfreiheit durch einen geforderten „Wetteinsatz entgegenzutreten und damit eine Hemmschwelle für Unsinn zu schaffen.

Götz Niemann, Glücksstadt

Wie stolz ist Oskar? (18. 3.)

Wie stolz Oskar ist? – Natürlich „stolz wie Oskar“. Endlich mal ’ne wirklich einfache Frage!

Rose Remmert, Freiburg

Es heißt doch auch: frech wie Oskar. Also dann: so stolz wie frech!

Margot Brünner, Reichertshofen

Oskar La. (ein Politiker): sehr stolz

Oskar Le. (ein Kater): weniger stolz

Oskar Ko. (ein Maler): nicht stolz

Friedrich Lenk, Wilnsdorf

„Stolz wie ein Spanier“ ist Oskar Blumenthal bestimmt gewesen, als er 1888 in Berlin das Lessing-Theater begründete und selbst ein Jahrzehnt lang erfolgreich leitete. „Stolz wie ein Pfau“ wird er auch auf die positiven Kritiken für seine Lustspieltexte reagiert haben (z. B. das zusammen mit Gustav Kadelburg verfasste und noch heute gern gespielte „Im weißen Rössl“). Aber traurig muss ihn stimmen, dass die Redewendung „frech wie Oskar“, die ihm aufgrund seiner spitzzüngigen Kritiken, sarkastischen Gedichte und frechen Sprüche Unsterblichkeit verleihen sollte, schon nach einem guten Jahrhundert vergessen bzw. umgewandelt worden ist. Zur Erinnerung darum hier eines seiner ironischen Kurzgedichte: Das ist ein hässliches Gebrechen, / wenn Menschen wie die Bücher sprechen. / Doch reich und fruchtbar sind für jeden / die Bücher, die wie Menschen reden.

Uta Eckensberger, Saarbrücken

Was denkt der Hund beim Bahnfahren (die schauen immer so traurig)? (11. 3.)

Wenn ich mir unsere Hündin beim Bahnfahren anschaue, vermute ich, dass sie bewusst diesen traurigen Ach-ich-bin-so-ein-armer-Wicht-Blick aufsetzt, um den Schaffner zu überzeugen, dass sie keinen Maulkorb anziehen muss. An sich ist es seit geraumer Zeit Pflicht, jedem Hund, der nicht in einem Korb sitzen kann, einen Maulkorb überzustülpen. Bislang hatte unsere Hündin immer Erfolg, manchmal sogar ein Leckerli noch dazu. Katharina Funck

„Da ist schon wieder einer, so ein Hundehasser, tritt mir gleich auf den Schwanz, und wenn ich ihn beiße, krieg ich den Maulkorb oder muss ins Tierheim.“ Hasso Schwänzel, Thierfeld

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