: letzte Fragen
Wieso brüllt Hitze, während Kälte klirrt? (29. 7.)
Der Eiszapfen brüllt nicht, wenn er runterfällt und zerbricht, sondern er klirrt. Die brennende Sonne klirrt nicht, sondern sie „brulet“ (von franz. „bruler“ = brennen) Roland Weber, Hamfelde
Ist doch klar: Wenn die Sonne sticht, brüllt die Hitze. Und vor Kälte bibberndes Eis klirrt eben. Stefanie Lang
Weil Menschen mit wenig Rezeptoren auf der Haut, die jedoch über ein ausnehmend gutes Gehör verfügen, auch den Unterschied zwischen Kälte und Hitze bemerken.
Eva Becker, Osnabrück
Zum Gebrüll: Wenn du gerade unter einem stärkeren akuten Sonnenbrand leidest und dich an betreffender Stelle jemand antatscht, welches Geräusch machst du dann wohl? Wenn du gerade in deiner Küche tätig bist und auf eine Herdplatte fasst, die noch nicht richtig abgekühlt ist, welche Art von Lauten gibst du dann von dir?
Zum Klirren: Nimm an, du besitzt eine winzige, zugemüllte Großstadtwohnung mit Balkon und möchtest im Winter irgendwo deine (vollen) Getränkekästen deponieren. Hier würde sich in geradezu idealer Weise dein Balkon als Stellplatz anbieten. Allerdings könnte das Klirren aufgrund sich ausdehnender Flüssigkeiten platzender Getränkeflaschen bei einsetzendem nächtlichen Frost dir dann den Schlaf rauben. Olaf Mödinger, Holstein
Die Formulierungen dürften zurückzuführen sein auf mein subversives Tun im biederen Konstanz mit seinem biederen grünen Bürgermeister und seinem biederen Gemeinderat (der gerade beschloss, dass künftig zur Vermeidung von Ruhestörung nur noch bis 23 Uhr gefestet werden darf): Als Anarchist brülle ich in sommerlicher Hitze (heutige Temperatur: 35,5 Grad) meine Botschaft von der befreienden Revolution (und nächtelangen Festen!) durch alle Gassen und durch die geöffneten Fenster. Im Winter dagegen muss ich die dann geschlossenen Fenster erst einmal mit Schneebällen „öffnen“, um die dahintersitzenden braven Bürger der Stadt zu erreichen. Da ich danach meine Beine in die Hand nehmen muss, bleibt es meist beim Klirren! Bisher kam ich dabei leider noch nicht einmal so weit wie der badische Revolutionär Friedrich Hecker: Der rief 1848 von einem Konstanzer Balkon die Republik aus, um dann am nächsten Morgen mit gerade mal 30 Revolutionären die frohe Botschaft in den Rest des deutschen Reiches zu tragen. Er kam bis Kandern, etwa 150 km von hier. Dort löste sich die revolutionäre „Armee“ dann nach ihrer ersten Schlacht auf. Nun versuche ich also, weiter bei Hitze zu brüllen und bei Kälte zu klirren, in der Hoffnung, mal irgendwann wieder eine Truppe von wenigstens 30 Mann für Revolution und ungehemmte Feste zusammenzubekommen ! Stephan Schulz, Konstanz
Elegant verschlüsselt durch Rückgriff auf das französische „bruler“ (sprich: brülé; = brennen) verweist das „Brüllen“ der Hitze auf Zukünftiges, nämlich die drohende Gefahr des (Ver-)Brennens; während das „Klirren“ der Kälte nur gegenwartsbezogene, schlichte deutsche Lautmalerei darstellt.
Uta Eckensberger, Saarbrücken
Weil man bei klirrender Kälte brüllen kann, aber bei brüllender Hitze nicht klirren. Claus Wohlert, Lüneburg
Wer war eigentlich Christopher Street? (29. 7.)
Während Christopher Cross als Erfinder der Straßenkreuzung galt, war Christopher Street maßgeblich für die Weiterentwicklung der asphaltierten Verkehrsadern verantwortlich. Erst mit der Erfindung der Ampeln durch Christopher Lambert konnten Straßen und Kreuzungen gescheit unter einen Hut gebracht und kombiniert werden. Der Name Christoph gehört seitdem neben ADAC und anderen Abschleppdiensten zu den sogenannten 14 Nothelfern.
Jörg Heynlein
Die Frage ist mir einfach zu blöd. Christopher Street bin ich! Aber ich habe nix mit diesem immer lästiger werdenden Volksfest zu tun, und ich will nicht jedes Jahr wieder die gleichen Fragen beantworten und mich outen müssen. Ich bin Hetero!! Und zum letzten Mal: In New York gibt es eine Christopher Street, in der mit dem Bullenüberfall auf die Schwulenbar damals alles angefangen hat. Das muss doch inzwischen bekannt sein!! Christopher Street, Berlin
Der Erfinder des dauersprudelnden Proseccos.
Alexander Langheiter, München
Ein guter Bekannter. Seinen Geburtstag (28. 6.) habe ich dieses Jahr total vergessen. Leider kam die Frage hier zu spät für mich! Stefanie Lang
Ein Bruder von Ava Avenue, Robert Road und Wood Way.
Alexandra Ihrig, Aschaffenburg
Ein Schizophrener, der dachte, er sei eine Straße in New York. Aber wieso war? Ist er denn schon gestorben?
Balu, Leverkusen
Ab welcher Größe wird aus einem Würstchen eine Wurst? (22. 7.)
Wenn es nicht mehr arm ist, denn: Size doesn’t matter. Evelyn Witt, Hamburg
Welche Größe (Pi-rh) dieses zylindrisch geformte, an beiden Enden leicht abgerundete, manchmal gebogene Stück Nahrungsmittel hat, ist „wurst“, nicht „würstchen“. Es ist eine Frage des inneren Wertes und der Verzehrkonvention: Eine Wurst wird in Scheiben geschnitten oder verstrichen auf Brot von uns aufgenommen. Von einem Würstchen beißen wir ein Ende ab. Beides verlässt uns allerdings wieder als Wurst. Wenn ein Würstchen denkt, es sei keins mehr, dann meint es meistens von sich, eine bedeutsame Persönlichkeit geworden zu sein; keineswegs hält es sich für eine Wurst!
Anke und Friedo Boekhof
Ob Würstchen oder Wurst, ist keine Frage der „Größe“ im Sinne der Frage, sondern der Identität und des Durchsetzungsvermögens. Hatte Herr Wurst in seiner Glanzzeit mit dem Vornamen Hans noch eine Identität, so ist ihm diese bei der Heirat mit Hertha Wurst geb. Schweißfurth ob mangelnden Durchsetzungsvermögens völlig abhandengekommen. Im Freundes- und Bekanntenkreis wird er darum nur noch als armes Würstchen bezeichnet.
Gerhard Jung, Nackenheim
Warum sprechen Leute nie in Fahrstühlen? (8. 7.)
Auch dieses Verhalten ist Kommunikation. Nach der Intimitätsgleichgewichts-Theorie (Argyle und Dean 1965) besitzt jede soziale Interaktion ein ganz bestimmtes Intimitätsniveau. Die Interaktionspartner (i. d. F. Leute im Fahrstuhl) bemühen sich durch die Steuerung ihrer Intimitätssignale, dieses Niveau aufrechtzuerhalten, sodass die Steigerung der Initimitätssignale in einer Modalität (z. B. geringe interpersonale Distanz – also zu enges Zusammensein im Fahrstuhl) durch die Zurücknahme einer anderen Modalität (z. B. dezenteres Blickverhalten oder das Einstellen von Gesprächen) ausgeglichen wird. Das und mehr kann in dem spannenden Buch von J. P. Forgas: „Soziale Interaktion und Kommunikation“ nachgelesen werden. Ina Müller
Wenn Leute, die mir nicht nahestehen, so nahe bei mir stehen, brauche ich eine imaginäre Trennwand: das Schweigen. Katharina Rieckhoff
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