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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Warum ist eine doppelte Portion viel kleiner als zwei einfache? (30. 12.)

Eine wichtige soziale Aufgabe der Gastwirte ist es, auf das Wohl und somit das Gewicht der Gäste zu achten, also ihnen nicht zu viel zum Essen zu reichen. Eine einfache Portion ist im Allgemeinen so bemessen, dass der Gast satt wird. Eine doppelte Portion führt nach Meinung des Gastwirts damit unweigerlich zur Übersättigung und ist deshalb zu reduzieren. Der anders denkende Gast sollte deshalb gleich zum „Italiener“ oder zum „Griechen“ gehen. Dort bekommt er nach meinen Erfahrungen unaufgefordert gleich eine echte doppelte Portion. Wer eine innerdeutsche Reise nicht scheut, möge sich südlich des Mains an primär doppelten Portionen ergötzen. Erfahrungen mit dem Bestellen von vier halben Portionen, um in den Genuss einer echten doppelten zu kommen, stehen noch aus. D. Anton

Der Unterschied ist lediglich ein gefühlter. Zunächst gilt es, eine Lanze für die „gutbürgerliche“ Gastronomie zu brechen, deren Angebot, auch doppelte Portionen anzubieten, den unaussterblichen Schnitzel-Gourmands entgegenkommt. Mathematisch ist das Phänomen leicht zu erklären: Angenommen, Portionen sind kreisrund und eine doppelte Portion hat einen Durchmesser von 20 cm, so hat die einfache 14,14 cm Durchmesser, zwei einfache demnach 28,28 cm bei gleicher Fläche. Dieser Unterschied von exakt 8,28 cm sticht dem misstrauischen Vielfraß sofort ins Auge. Doch anstatt zwei einfache Portionen zu bestellen, lässt er sich trotzdem eine doppelte auftragen, weil in des alten Geizhalses Brust zwei Herzen schlagen: weniger zahlen und vielleicht die gleiche Menge futtern dürfen? Oder mehr zahlen und doch nicht mehr dafür bekommen?

Klaus Konold, Herbrechtingen

Gastwirte und Köche fürchten, dass sonst ihre Normalportionen als nicht sättigend angesehen werden könnten. Die nur geringfügig aufgestockte so genannte doppelte Portion besagt hingegen: Zwei Portionen wären echt zu viel des Guten.

Herbert Hampe, Wuppertal

Das liegt daran, dass eine halbe Portion auch mehr ist als die Hälfte einer ganzen Portion. Niels Krampf, Ammersbek

Möglicherweise unterliegt der Fragesteller einer optischen Täuschung, denn es könnte sein, dass eine „viel kleiner aussehende“ doppelte Portion in Wirklichkeit sogar noch größer ist als zwei einfache Portionen. Nehmen wir beispielsweise einen kugelförmigen Kartoffelkloß von 4 cm Durchmesser, dann hätte dieser ein Volumen von 33,01 cm³, zwei davon hätten das doppelte Volumen, also 66,02 cm³. Um dieses Volumen für einen Einzelkloß zu erhalten, müsste sich der Durchmesser lediglich um 1,04 cm auf 5,04 cm vergrößern, womit er aber nicht doppelt so groß, sondern eher „viel kleiner als zwei einfache“ erscheint.

Lothar Picht, Sandhausen

Weil sie auch nicht doppelt so teuer ist.

S. Peters

Warum sagen viele Radio-DJs „bitte schön!“, bevor sie einen Song spielen? (30. 12.)

Die DJs kennen eben die Musik, die sie auflegen, und in einem Anfall von Mitleid mit den Hörern entschlüpft ihnen dann wohl die Bitte: schön. Aber das ist dann zu spät: Davon wird die Musik nicht besser. Wanderklause

Was den Dudelfunk in der Region Rostock angeht (Radio LoHRO ausgenommen, das ich aber auf meinem Dorf nicht empfangen kann), muss es wohl eine Flucht nach vorn sein. Dem „geneigten“ Hörer soll suggeriert werden, dass das Machwerk, welches gerade läuft, von ihm sehnlichst gewünscht wurde, um es, wenn es denn tatsächlich so sein sollte (das trifft in ca. 0,06 Prozent der Fälle zu) mit nasal vorgetragenen, platten (leider nicht plattdeutschen!) Sprüchen zu unterlegen oder das letzte Drittel des Titels der Werbung oder Nachrichten, die die Welt nicht braucht, zu opfern.

U. Steyer, Bad Doberan

Radio-DJs müssen freundlich sein, weil sie in Anbetracht der Tatsache, dass sie ihren Zuhörern, sofern überhaupt noch vorhanden, wissentlich den immer gleichen Weichspülersound (vom Zufallsgenerator ausgewählt aus einer relativ kleinen Songauswahl) vorspielen müssen und sie die verbliebenen Hörer bei der Stange halten müssen.

Schmidlinger

Sie haben mit Spannung in jungen Jahren die Fernsehsendung mit dem Hasen Cäsar gesehen, der auch immer mit einem „bitte schöööön“ seinen nächsten Programmpunkt ankündigte. Ob die DJs dabei auch ihre hervorragenden Schneidezähne zeigen, bleibt dem Radiohörer leider vorenthalten.

Dieter Lohstroh-Kussowski,

Seeheim-Jugenheim

Das hat in den 60er-Jahren im Kinderfernsehen der Hase Cäsar erfunden – er kündigte die Filmeinspielungen immer mit einem geschmetterten „bitte schön“ an – und was gut ist, setzt sich durch! Manuela Wegener, Berlin

Weil sie den Hasen Cäsar geguckt haben. Maisa Timon

Ove Jensen, Hamburg

Gerhard Pauli, Düsseldorf

Die haben ihre Ausbildung noch bei Sendern mit Wunschsendungen absolviert. Claudia Behnert

Was ist ein Kawenzmann (2. 12.)

Da anno dunnemals die armen, darbenden, schmächtigen Bauern ständig die wohlgenährten Mönchlein aus dem Konvent vor Augen hatten, prägte sich allmählich der mehr und mehr schludrig ausgesprochene „Konventsmann“ als Synonym für etwas wirklich Dickes, Rundliches und Mächtiges ein.

Michael Demus, Hannover

Laut Lexikon der Ruhrgebietssprache – „Von Aalskuhle bis Zymtzicke“ – ist ein Kawenzmann ein „großer Mensch und umschreibt im Gegensatz zu einem ‚Brackmann‘ nicht die Ausmaße von Sachen, sondern von Personen“.

Wilfried Püls, Darmstadt

Laut Fremdwörterbuch aus dem Jahre 1954 ist ein Kaventsmann 1. ein Prachtstück und 2. ein beleibter, begüterter Mann. Gisela van Bronswijk

Unser Lasse ist mit 14 Kilo bei 20 Monaten ein Brummer, ein Johnni, ein Oschi, ein Brocken. Ein Kawenzmann!

Svenja Tidow, Appen-Etz

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