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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Warum können Kinder bei konstantem Tempo exakt zwei Meter hinter Erwachsenen herlaufen, aber nie neben ihnen? (19./20. 5.)

Im Internet ist ein interessanter Artikel mit Videoclip „eltern.de unfallprophylaxe: die welt mit kinderaugen sehen“. Hier ein Textauszug: „… anschaulich verfilmt, wie Drei- bis Sechsjährige ihre Umwelt wahrnehmen: ihr Blickwinkel nach rechts und links ist noch eingeschränkt, ihr Hörvermögen noch unvollständig, und auch Geschwindigkeiten können kleine Kinder noch nicht richtig einschätzen.“ Der kleine Sprössling weiß, warum er lieber hinterherläuft. Stefanie Lang

Zwischen Kindern und Eltern herrscht ein Potential ähnlich dem zwischen Kernbausteinen oder Quarks. Der Vergleich hinkt etwas. Das Potential der psychologischen Wechselwirkung verläuft etwa so: Kommen die wechselwirkenden Teilchen einander zu nahe, stoßen sie sich ab. Daher entfernt sich das Kind von den Eltern. Sobald sie sich aber zu weit voneinander entfernen, steigt die potentielle Energie dermaßen, dass sie sich nicht weiter entfernen können; die Bindungskräfte führen dazu, dass das Kind in einem bestimmten Abstand hinter den Erwachsenen herzockelt. Tut es das nicht, so sind die Eltern gezwungen, ihrerseits stehen zu bleiben, bis das Kind aufgeholt hat – sie können sich nicht weiter entfernen. Der gefundene mittlere Abstand stellt in jedem Fall einen Gleichgewichtszustand dar. Man sollte dieses Eltern-Kind-Potential mal mathematisch beschreiben und veröffentlichen.

Marlou Lessing, Trappenkamp

Wenn die Kinder vor den Erwachsenen herlaufen würden, müssten sie sich dauernd umdrehen, um die Zwei-Meter-Distanz halten zu können. Im Übrigen bestünde die Gefahr, dass die Erwachsenen über die Brut stolpern. Wenn Sie neben den Erwachsenen herlaufen würden, wäre ihnen mindestens 25 % ihres Sehfeldes verstellt. Und die Pänze sind ja nicht blöde! – Die wissen ganz genau, wer das Geld für das Eis hat (später dann Hamburger, noch später hochmodische Tops und noch noch später Espresso und Prosecco). Wenn die lieben Kleinen also exakt zwei Meter, also der Rufdistanz in einer lauten Straße, hinter den Erwachsenen bleiben, dann haben sie alles Wichtige gut im Blick; also die Umwelt (Eis, Hamburger, Tops, Espresso/Prosecco) und die Erwachsenen (Portemonnaie). Ferner sind sie dem Blick der Sorgeberechtigten erst mal entzogen. Und wenn sie dann von hinten rufen, bleibt man beim Umdrehen automatisch stehen und folgt ihnen genauso automatisch in Richtung Eis, Hamburger etc.

Jürgen Kamenschek, Düsseldorf

Weil Erwachsene, in der irrsinnigen Annahme, die Kinder dadurch zum Schnellerlaufen zu animieren, immer zwei Meter vor ihnen gehen.

Nina Ciesielski, Münster

Das Nebeneinander-Herlaufen wird – zumindest in Mannheim – durch verbreitet anzutreffende Adipositas verhindert. Martin Lehmann, Mannheim

Falsch gefragt! Es sind die Erwachsenen, die ständig vorauslaufen! In ihrer Ungeduld und Unachtsamkeit sind sie nicht in der Lage zu bemerken, dass das sog. „exakte Tempo“ von den Kindern vorgegeben wird. Die kleinen „Gurkenzwicker“ bestimmen nämlich die Geschwindigkeit dadurch, dass sie Zeit brauchen, staunend wahrnehmen, was es alles auf der Welt gibt, um so ihre noch unbeschriebene „Festplatte“ allmählich zu füllen.

Uta Eckensberger, Saarbrücken

Diese hochinteressante Verhaltensstörung, wissenschaftlich Opisthoporiomania exacta (etwa: Exakte Hintenwandersucht) genannt, hat oft ganz banale Ursachen, wie verschiedene Störungen des Erwachsenen. Das sind starker Mundgeruch (Halitose), starkes Sprühen von Speichel beim Sprechen oder Nörgelsucht. Aber auch andere Ursachen sind bekannt. Wer je in einer Wandergruppe gewandert ist, weiß, wie schnell sich die Abstände der einzelnen Teilnehmer ändern. Wenn ein Kind also exakt zwei Meter nicht nur abschätzen, sondern auch einhalten kann, zeugt dies von höchster Konzentration und Raumgefühl. Schon bald sollte hier geprüft werden, ob es sich um eine förderungswürdige Spezialbegabung handelt, die das Kind unbewusst übt, auch indem es den Windschatteneffekt einsetzt, um die noch schwachen Kräfte zu schonen. Haben Sie denn das oder die Kinder einmal gefragt, warum sie hinterherlaufen? Dietrich Anton

Als ehemaliges Kind kann ich die Behauptung in der Frage gar nicht verstehen. Wir früheren Kinder liefen mindestens 200 bis 300 m vor unseren Eltern/Erziehern her oder waren, weit außerhalb ihres Blickfelds, ganz woanders unterwegs. Aber damals gab es ja auch noch keine Bundeswehr, und schon deshalb dürfte meine Kindergeneration – im Gegensatz zur heutigen – den Erwachsenen weit voraus gewesen sein. Lothar Picht, Sandhausen

Was ist immer ein gutes Geschenk? (12./13. 5.)

Nachdem die Ergebnisse eher mager waren, hier noch ein paar unsortierte Tipps: 1. Pralinen; 2. eine Packung Tee mit fantasievollem Namen, eventuell mit einer schönen Tasse; 3. ein Buch, für NichtleserInnen ein Bildband; 4. von Oktober bis März: eine Kerze; 5. wer’s kann: ein Paar handgestrickte Socken; 6. wer einen Lieferanten hat oder nahe der frz. Grenze wohnt: Petits Fours; 7. ein Türkranz; 8. wer’s kann: ein Glas selbstgemachte Marmelade, sonst 9. ein Glas edler Honig. Wenn das alles nicht passt, fällt mir auch nichts mehr ein. Christiane Rattinger, Offenburg

Und warum wünschen sich immer häufiger (gut verdienende) Erwachsene die Co-Finanzierung von Anschaffungen und Reisen anstelle individueller Geschenke? Dorothea Geissler

Welche letzten Fragen kann man mit 500 noch haben? (12./13. 5.)

Das kann doch noch nicht alles gewesen sein … Rose Remmert, Freiburg

Mit 500 was? Mit 500 gelebten Jahren sehen die Fragen bestimmt anders aus als mit 500 Leuten vor einem Würstchenstand, die alle eine Mantaplatte mit Pommes Schranke wollen. Wieder andere Fragen ergeben sich bei 500 Millionen Euro Verlust durch Missmanagement. Das 500-jährige Geburtstagskind wird sich fragen: „Warum hab ich vor 430 Jahren bloß von dem Gen-Mais-Popcorn gegessen!?“ Die Würstchenfrau fragt sich: „Warum habe ich nicht heute doch 400 Würstchen mehr mitgebracht!?“ Die unfähigen Manager sollten sich auch was fragen, tun sie aber leider nicht, zum Nachteil der Arbeitnehmer. Manuel Schiefer, Bielefeld

PROCEDERE: Letzte Fragen und Antworten bitte an: die taz, letzte Fragen, Kochstr.18, 10969 Berlin; E-Mails nur an fragen@taz.de