: letzte Fragen
Ist es Zufall, Absicht, Dummheit oder Stümperei, dass sich die Gewerkschaften noch nicht globalisiert haben? (26./27.5.)
Weder noch. Sondern weil sie am kürzeren Hebel sitzen – und zwar überall, auch dort, wo sie nicht korrupt und nicht gleichgeschaltet sind. Und um gleich auch die Frage zu beantworten, warum sie am kürzeren Hebel sitzen: Gierige & skrupellose – also: mächtige – Egoisten gibt es überall mehr als genug, aber unpolitische & träge Dumpfbacken aufzuklären und zu mobilisieren, ist eine Sisyphus-Arbeit, denn sie wachsen nach.
Rolf Oesterlein, Nieder-Olm
Es ist Zufall, da es zuviel verlangt wäre, dass ergraute Gewerkschaftsfunktionäre in abgeschotteten Elfenbeintürmen das Phänomen der Globalisierung überhaupt wahrnehmen, geschweige denn darauf reagieren.
Es ist Absicht, da die Lügenmaschinerie der weltfremden Besitzstandswahrer eine angeblich brutale Globalisierung als unbeherrschbares Schreckgespenst täglich an die virtuellen Pranger deutscher Talkshows und linksdogmatischer Propagandapublikationen stellen muss, um aus geschürter Angst und inszenierter Hexenjagd die Existenzberechtigung der nationalen Gewerkschaftskartelle zu speisen.
Es ist Dummheit, da die Gewerkschaften in der bornierten Soße ihrer strukturellen Selbstverkrustung nunmehr langsam ausbluten und einen siechenden Tod sterben werden, und es ist Stümperei, da die angeblichen Vertreter der Arbeitnehmer aus ideologischer Blindheit die große Chance verspielen, ihre Mitglieder an den Segnungen der Globalisierung teilhaben zu lassen und das anbrechende Jahrhundert als Ära der Freiheit zum Wohle der Bürger zu gestalten! Dave B. Rill, Berlin
Was erwartest du, Kollege?! Einen Aufruf der Gewerkschaft der Polizei gegen den G8-Gipfel in Rostock?! Witzige Frage, Kollege… Die Mitglieder der IG Bergbau und Chemie in Deutschland ziehen global an einem Strang mit den Leuten der Südafrikanischen Minenarbeiter-Gewerkschaft…?! Okay, der nächsteWitz bitte!
WER bitte sollte innerhalb der Gewerktschaften denn globale Strukturen vorantreiben?! Die 400-Euro-Putzfrau (die ihre Kleidung beim Discounter kauft, obwohl sie schon mal gehört hat, dass die wahrscheinlich aus asiatischer Sklavenarbeit stammt), im günstigsten Fall Mitglied bei Verdi; gemeinsam mit dem A-13-Studienrat (der seinenTeakholz-Gartentisch per Internet kauft, obwohl er schon mal gehört hat, dass der wahrscheinlich aus Raubeinschlag stammt), im günstigsten Fall Mitglied bei GEW?
Jürgen Kamenschek, Düsseldorf
Wenn sie es wären, dann müssten sie ja den ganzen Weltpolitik-Kladderadatsch untereinander regeln, mit einer ebenfalls global agierenden Arbeitgeberorganisation auf der anderen Seite des Verhandlungstisches. Toll! Politiker und so was braucht es dann womöglich auch nicht mehr. Alles wird ganz einfach. Beide Parteien legen am besten Fünfjahrespläne vor, wer wann was zu produzieren hat und zu welchem Lohn. Oder könnte es vielleicht sein, dass der Fragesteller nur einfach die überschaubaren Zeiten zurückhaben will, in denen Kleinstaaten sich nach außen abschotteten und komplett im eigenen Saft schmorten?
Lutz Mörwald-Benningsen
Der Grund ist keine dieser Annahmen, sondern liegt in der Überzeugung der Gewerkschaftsfunktionäre, dass es doch völlig gleichgültig ist, ob ihre Beitragszahler im Betrieb, in der Branche, in Deutschland oder weltweit über den Tisch gezogen werden. Lothar Picht, Sandhausen
Es ist Sommer. Klaus Konold
Das mit den Gewerkschaften weiß ich auch nicht. Ich habe ein ganz anderes Problem: Mein kleiner Sohn (drei Jahre alt) hat mich neulich aufgeklärt: „Weil“ ist keine Antwort! Meine allerletzte Frage lautet deshalb: Warum ist „weil“ keine Antwort? Bitte, bitte um schnellen Abdruck – ich brauche dringend Hilfe. Warum? Weil!!!
Jutta Haas, Neustadt an der Weinstraße
Was ist immer ein gutes Geschenk? (12./13.5.)
Mein Selbstgebrannter. A. H.
Etwas, das man gemeinsam genießen kann.
Hanna Banton, Nürnberg
Ganz klare Sache: Eine Sache, die sich der zu Beschenkende gewünscht hat.
Sebastian Bandel, Kaiserslautern
Die Minimallösung wäre etwas, das man selbst geschenkt bekommen hat, was einem aber nicht gefiel. Dann hat man zumindest selbst etwas vom Schenken.
Arno Kästele, Freiburg
Hierbei geht es, glaube ich, vor allem um die Frage: Ist ein Geschenk, das ich persönlich gerne bekommen würde, das bessere Geschenk – oder sollte ich lieber etwas schenken, von dem ich annehme, der Beschenkte könne es gebrauchen oder hätte Freude daran, selbst wenn ich es persönlich womöglich eher doof finde. Gar nicht so einfachl!
Beim Schenken sollte man sich immer die Frage stellen, wie nah man dem Beschenkten ist. Ein ganz persönliches Geschenk kann leicht peinlich wirken, wenn es einseitig eine Distanz überschreitet. Beispiel Selbstgebasteltes. Das kann ein wundervolles Präsent sein für einen Menschen, der einem sehr nahe steht, sogar wenn die Bastelei nicht besonders gelungen ist. Kennt man sich nicht so gut, geht so ein Mitbringsel schnell „in die Hose“ oder sorgt gar für Spötteleien. Da ist es besser, man greift auf Anonymes zurück. Einen Strauß Blumen oder im äußersten Fall sogar einfach Geld. Auf Geschenke also, sie einem ein Freund / eine Freundin womöglich übel nähme.
Der andere Extremfall: Wenn man jemanden liebt, der einen auch liebt, dann kann man fast alles schenken. Das ideale Geschenk.
Ulli Menkes, Köln
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