letzte Fragen:
Steigt man in Großbritannien auch von links aufs Fahrrad? (19. 1.)
Da zumindest in Deutschland (Rechtsverkehr) mindestens 95 Prozent der Radler von links ihr Zweirad besteigen, ist anzunehmen, dass es in Großbritannien die meisten von rechts tun.
Henning Schmidt-Semisch, Bremen
In dieser Frage steckt die Lösung einiger Straßenverkehrsprobleme. Aber der Reihe nach: Herkömmliche Fahrräder mit Kettenantrieb haben eine schmierige Seite und eine Seite, von der ich und viele andere auch meistens aufsteigen. Das kommt ursprünglich daher, dass die meisten Menschen auch von dieser Seite auf ein Pferd steigen, obwohl Pferde keine ausgesprochen schmierige Seite haben beziehungsweise alle Seiten gleich schmierig sind. Das wiederum liegt vermutlich daran, dass es für den Rechtsfüßer einfacher ist, sein Standbein – das linke – in einen Steigbügel oder auf ein Pedal zu stellen und mit dem Spielbein – dem rechten – für den nötigen Schwung zu sorgen, um sich selbst auf sein Fortbewegungsmittel zu bugsieren. Demzufolge steigen die meisten Menschen auch auf die linke Seite (vom Fahrrad aus betrachtet) ab, also bei Linksverkehr zum Straßenrand hin und bei Rechtsverkehr in den Straßenverkehr hinein. Dadurch wird das Absteigen in Britannien wesentlich leichter und sicherer.
Natürlich hängt die Wahl der Absteige nicht von der Nationalität ab, sondern davon, ob man oder frau Rechts- oder Linksfüßer ist bzw. wie viel Ärger Kettenschmiere an der Hose bereitet. Daran wird deutlich, dass die Briten völlig Recht haben, wenn sie meinen, dass wir KontinentaleuropäerInnen auf der falschen Seite fahren.
Axel Georges, Hamburg
Warum ist „praktisch grätenfreies“ Fischfilet nur theoretisch grätenfrei? (12. 1.)
Hier handelt es sich um angewandte Mathematik. Das theoretische Problem liegt im Bereich der Statistik/Stochastik. Nehmen wir einen beliebigen Fisch F mit der Eigenschaft n (= Anzahl der Gräten), so ist die Funktion F (n) = n die tatsächliche Grätenzahl, lebend. Wird der Fisch zur Zubereitung vorbereitet (Funktion V), so nimmt der Wert der Funktion durch V(F(n)) ab. Es sei V (F(n)) = k, mit k < n [macht Sinn, denn für den Fall, dass F(n) = V(F(n)) ist, wurde der Fisch nicht vorbereitet].
Die Funktion V lässt sich mit Hilfe statistischer Methoden abschätzen. Für den allgemeinen Fall gilt nach hinreichend vielen Stichproben: V (F(n)) > 0, jedoch V (F(n)) < n. Der Fall V (F(n)) = 0, also keine Gräte, kann zwar eintreten, hat aber eine so kleine Häufigkeit, dass wir Folgendes formulieren können: Wenn wir einen beliebigen für die Zubereitung vorbereiteten Fisch aus der Menge aller für die Zubereitung vorbereiteten Fische ziehen, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass der Fisch mindestens eine Gräte hat, jedoch nicht mehr alle besitzt.
Steffen Sachtleber, Berlin
Das Fischfilet ist in der Regel Bestandteil eines Menüs: „Praktisch grätenfreies Fischfilet an Bohnen aus fadenfreier Züchtung“. Wie der Dosenaufdruck der Bohnen schon sagt, ist die Züchtung fadenfrei – bei den Bohnen selbst stößt man aber immer wieder auf un-praktische (also theoretische) Fäden. Als Beilage empfehle ich quasi augenfreie Kartoffeln.
Annette Weiser, Euskirchen
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