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leserbrief des tages

Keine Romantiker

betr. „Unabhängiges Katalonien jetzt?“,

taz 5. 10. 17

Ich wohne seit einigen Jahren in Barcelona. Ich stelle immer wieder fest, dass die Unabhängigkeitsbefürworter in Schubladen gesteckt und entweder als unrealistische Träumer oder engstirnige Nationalisten dargestellt werden. Für mich haben diese Bilder sehr wenig mit der von mir erlebten Realität zu tun. Die meisten dieser Menschen sind weder radikalisierte Sezessionisten, die blind die politischen Slogans der separatistischen Parteien nachsingen, noch sind es naive Romantiker, die sich ausmalen, dass ein unabhängiges Katalonien ihnen das große Glück und die ultimative Freiheit bringen wird. Ganz im Gegenteil. Viele meiner Freunde und Bekannten, die am 1. Oktober mit einem „Ja“ für die Unabhängigkeit gestimmt haben, sind gebildete Menschen, die durchaus in der Lage sind, sich sachlich und reflektiert mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Die meisten Wünsche und Forderungen der Katalanen wären eigentlich ohne große Probleme in einem vereinten Spanien zu erfüllen. Madrid muss endlich Gesprächsbereitschaft zeigen und einsehen, dass weder eine starre Gesetzgebung noch Polizeigewalt die Katalanen dazu bringen wird, kleinlaut beizugeben.

Kristina Hlusiak , Barcelona

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